Sonntag, 19. November 2017

Alexander Gauland - Konservativsein

Noch vor wenigen Jahren hätte ich das Buch bestenfalls mit spitzen Fingern angefasst. Für mich galt die Formel "Konservativsein = langweilig". Seit meinem Auftrittsverbot als Künstler in "meinem" Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg aufgrund positiver AfD-Posts hat sich einiges geändert. Ich habe mich getäuscht. Mein jahrzehntelanges Engagement als Organisator von Lesungen, Ausstellungen, Radiomacher, Herausgeber von Zeitschriften usw., von dem hunderte Künstlerinnen, Dichter, überhaupt: Kreative, profitierten, schützt mich nicht davor, aus einem lang gewachsenen sozialen Gefüge hinausbefördert zu werden ... Ich denke um... /// Das Buch des AfD-Politikers Alexander Gauland erschien erstmals 2002 und wurde nun, in leicht überarbeiteter Form, neu herausgegeben. Für mich, der um das Thema stets einen großen Bogen machte, ein Glücksgriff. Als Anfänger auf dem Gebiet "Konservativismus" sehe ich mich gut eingeführt in die Materie; Gauland weiß spannend und pointiert die Geschichte des neuzeitlichen Konservativseins zu erzählen, die bei ihm im 18. Jahrhundert losgeht. In Deutschland werden Konservative und Rechtsradikale gern in einen Topf geworfen. Außerdem gibt es neuerdings den Begriff des "Rechtspopulisten", um alles nicht-Linke zu verteufeln. Der 1941 geborene Autor schildert bemerkenswert besonnen, nie affektiert und stets an Historie und Begrifflichkeit orientiert, was es mit dem "Konservativsein" auf sich hat. Mehrfach erwähnt wird der irisch-britische Schriftsteller, Staatsphilosoph und Politiker Edmund Burke (1729-1797), der als "geistiger Vater des Konservatismus" (Wikipedia) gilt. Mehrfach genannt wird auch Tocqueville (1805-1859), der französische "Begründer der vergleichenden Politikwissenschaft" (Wikipedia). Weitere Autoren: Nietzsche, Arnold Gehlen... // Die deutsche Geschichte wird besonders intensiv behandelt. Ich finde keine auch noch zu winzige Spur von rechtsradikaler Propaganda, Verharmlosung des Faschismus oder der Nazis ... // Ich las das ganze Buch + werde es wohl auch in Zukunft in die Hand nehmen.  Ich lerne. Die frühen Konservativen waren stark auch von der Romantik geprägt - während später, lese ich, romantische Haltungen vor Allem von Linken übernommen wurden (dafür bin ich selber ein Beispiel). Faszinierend. Ich bin durch Gauland auf ein höchst interessantes und sehr komplexes Thema gestoßen. Es eröffnen sich neue Denk-möglichkeiten... --  144 S., 16,80 €  
                                                              °° RS °°

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was für ein armes Würstchen sie doch sind! :)

U.F.Gerhard hat gesagt…

Gut geschrieben, Herr Samson. Das weckt Interesse, sich das Buch ebenfalls zu besorgen. Leider ist der deutsche Markt mit solchen Titeln nicht sehr reichhaltig, da die Frankfurter Schule ihre ideologische Oberhoheit seit Jahrzehnten ausgebaut hat.