Mittwoch, 29. Juli 2015

Hartz 5 von Paul Hetzler

Der "Hartz IV-Roman" von Peter Hetzler erschien 2013 bei BoD (Book on Demand). Die 43 Kapitel plus Epilog erzählen munter vom Alltag und den Erlebnissen der HartzIV-Empfängerin SanSan und ihren Freunden. Eine Art Krimi. Die Protagonisten treffen sich privat, um dem Alleinsein zu entkommen, oder öffentlich zu politischen Aktionen: ein "lockerer Haufen ohne Vorstand und Bürokratie" (S. 59). Sie agieren am Rand der Legalität, am Ende steht eine kriminelle Aktion, durchgeführt in Robin Hood-Manier. "Arbeitslosigkeit goes Pop", denke ich bei mir. "Dieses Buch ist Faction - ein Roman, in dem Fakten (engl. facts) und Dichtung (engl. fiction) miteinander verbunden werden" lese ich im Vorspann. Viele der in dem Buch geschilderten Schikanen und bürokratischen Tricks der Arbeitsagentur kenne ich aus eigenen Erfahrungen, einige auch nicht. Es gibt so etwas wie bundeslandspezifische Eigenheiten der jeweiligen Arbeitsagenturen, etwa Kontrollen durch Hausbesuche. Ich erlebte schon manche Dreistigkeit, aber auch Fehlleistungen durch Mitarbeiterinnen der Hamburger Arge. Bei mir zu Hause tauchte noch niemand auf. Natürlich läuft Peter Hetzler bei mir als langjährigem HartzIV-Bezieher (meist "Aufstocker") mit seinem zwischen Raffinesse und Frechheit changierenden Erzählungen offene Türen ein. Mir fehlt aber etwas in diesem Buch, nämlich nicht-fiktive Hinweise auf Personen oder-und Initiativen, die gegen HartzIV-Schikanen mobil machen. Ich denke an Inge Hannemann und andere Leute, die REALE negative Erfahrungen machten und darüber Öffentlichkeit herstellten. "Hartz 5" ist ein locker geschriebenes Büchlein - das niemandem wehtut. Die Abkapslung dessen, was als "Literatur" oder "Poesie" alles darf, von der gesellschaftlichen Realität, ist kontraproduktiv, gemessen an den politischen Zielen. Den für Mißstände und Ungerechtigkeiten Verantwortlichen wird ein Roman egal sein.  Deutschen Arbeitsagenturen ist wurscht, ob Mißstände beschrieben werden, und seien sie noch so krass, solange der Bezugsrahmen fiktional ist.  Mir scheint, der Druck, der mit einem Roman wie "Hartz 5" aufgebaut wird, verpufft wie heiße Luft. Plop plop - POP. Da spielen ein paar Leute unter der Fuchtel strenger HartzIV-Gesetze in einem Buch Guerilla. UND??   9,90 €  158 Seiten
                                                                                                     *RS* 
    

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