Dienstag, 18. November 2014

Hamburg Kundgebung 16.11.2014 gegen Krieg

Das Wetter meinte es nicht gut mit den Kundgebungs-Teilnehmern.  Dank guter Organisation blieb der Regen jedoch das kleinste Problem. Ich war eher zufällig in die Runde geraten: Auf meinen Fußwegen durch die Stadt kam ich am "Krieger"denk"mal" vorbei, als die Wäsche-Installation noch intakt war, dann machte ich Aufnahmen von dem demolierten "temporären Kunstwerk". Da war auch klar, daß ich zur Kundgebung gehen würde. Jetzt erst recht! Wenn unbekannte Täter Protest gegen Krieg stören wollen, dann gibt es nur eines: Den Protest unterstützen! ** Rund 40-50 meist ältere 
Männer und Frauen waren gekommen. Es gab zahlreiche Rede- und musikalische Beiträge (Ulrich Hentschel, Ludwig Baumann, Carsten Glinski, Gruppe Gutzeit - ich kenne nicht alle Namen ---)  --- Im nächsten Jahr soll zwischen dem alten "Krieger"denk"mal" und dem neueren (1985/86) Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka ein drittes Monument plaziert werden, welches den deutschen Deserteuren des 2. Weltkriegs gewidmet ist. Zu verdanken ist dies diversen Initiativen, vor allem aber dem persönlichen Engagement von Ludwig Baumann, einem der letzten überlebenden WKII- Deserteure. Er sprach auch auf dieser Veranstaltung.
Weshalb kommen relativ wenige, noch dazu praktisch keine jungen Menschen zu einer Veranstaltung wie dieser? Ein Grund könnte sein: Deutschland hat schon lange keinen Krieg im eigenen Land mehr erlebt. Die Auslandseinsätze der Bundeswehr gelten nicht als "Kriegseinsätze", sondern werden als Beiträge zur Verteidigungsbereitschaft und Einsatzfähigkeit der NATO verharmlost. Seit die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft wurde, d.h. junge Menschen sich nicht Gedanken machen müssen, ob sie in einer Armee dienen wollen oder nicht, ist die Auseinandersetzung damit noch mehr ins Hintertreffen geraten als zuvor schon. Zudem wurde die "Friedensbewegung", die in den 70-er und 80-er Jahren ihre Höhepunkte erlebte, in Mißkredit gebracht. Es ist nicht "chic" und politisch "nicht angesagt", an einer traditionsreichen Veranstaltung wie der alljährlichen Kundgebung gegen Krieg teilzunehmen. Und auch ich selber geriet eher zufällig in die Runde. Die Zeiten haben sich geändert. 1973 wurde ich zur Bundeswehr eingezogen, da ich in allen Instanzen (bis zum Verwal-tungsgericht) als Wehrdienstverweigerer scheiterte. Ich absolvierte meinen 15-monatigen Dienst, wenn auch unter Protest: mehrmaligen Befehlsverweigerungen, unerlaubtem Entfernen von der Truppe etc. Ich kam aber glimpflich davon (Verwarnungen, Ausgangssperren, schließlich eine Geldstrafe). Ich kam mir ein bißchen mutig vor - andere Verweigerer wie Ludwig Baumann, der mitten im 2. Weltkrieg aus der Wehrmacht desertierte und geschnappt wurde, erlebten da noch ganz andere Dinge, weitaus gefährlicher. Ich machte einen Mitschnitt von der Erzählung Ludwig Baumanns, von der Ausschnitte demnächst auf Reiherstieg TV gezeigt werden. 
                                                                                                                                     *RS*

 


 

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