Samstag, 30. August 2014

Schablone für Kunstbeamte


Die Erkenntnis ist nicht neu, ich formuliere sie hier nur nachdrücklich: Der innovative, von Josef Beuys   erfundene und unters Volk gebrachte erweiterte Kunstbegriff ist zu einer Schablone geworden. Ein Formalismus. Eine tote Sache. Er steht nicht mehr für Belebung, Veränderung des Status Quo, sondern für Nivellierung: Gleichmacherei, Gleichschaltung. Der erweiterte Kunstbegriff funktioniert. Als Alibi. Als Ausrede. Beuys hebelte mit seiner Erfindung eine verkrustete Kunst-Szene teilweise aus den Angeln. Und er machte Menschen, die sich wenig zutrauten, Hoffnung. Und schuf Begeisterung. Dieser Prozeß ist längst abgeschlossen. Aber für Menschen, gerade aus Behörden und Kulturpolitik, ist es chic und praktisch, sich auf den toten dahingeschiedenen Begriff zu berufen. Man kann selbst brillieren und sozial verträglich auftreten - ohne  von der Materie Kunst wirklich Ahnung zu haben. Ob SPD, CDU, Grüne usw. - der Begriff ist angekommen. Er ist m.E. sogar operationabel im Sinne der political correctness. Dabei ist Kunst ursprünglich die Möglichkeit, jede Ideologie, jede scheinbar "objektive Realität" in Frage zu stellen, zu untergraben. Der erweiterte Kunstbegriff ist in Deutschland nicht mehr subversiv, die herrschenden Verhältnisse umstürzend, sondern staatstragend. Mainstream. Konformismus. * Aber es lohnt sich, darüber nachzudenken. 
                                                                         *RS*

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