Freitag, 7. März 2014

Rote Flora 1 : 0







 Ich bin aufm linken Auge blau, aufm rechten pink, aber ich seh was. Ich sehe was, was du auch siehst – was wir alle sehen. Die Rote Flora hat einen Punktsieg errungen, der mehr als doppelt zählt. Die Saison ist gelaufen, die Meisterschaft steht fest. Die Rauchschwaden haben sich verdrückt, die Pflastersteine liegen wieder brav in Reih und Glied, die Glaserei-Betriebe langweilen sich, unsere Sensations-Journaille klammert andere Themen. Die Polizei musste mit Klobürsten diskutieren –während der vorübergehenden Deklamierung von Gefahrengebieten-  das erzählt der Kommissar noch seinen Enkeln. Und sonst?  Die Rote Flora spielte schon immer riskant – inzwischen taktieren sie, konkurrenzlos, in einer eigenen Liga. 25 Jahre ein Haus besetzen ohne geräumt zu werden ist eine echte Leistung - in Deutschland einmalig. * Was lernen wir daraus? Wenig. Nein doch: VIEL. Der Kapitalismus läßt Nischen zu. Unsere böse kapitalistische Gesellschaft ist DOCH nicht so schlimm. Ansonsten weiß ich, wissen wir wenig. Die Rote Flora steht für Radikal, Frechheit, Anti-Rassismus, Anti-Homophobie + diverse weitere Anti’s. Die Rote Flora ist eine Geheimgesellschaft, im Inneren vermutlich ziemlich heterogen. Früher hamse Monopoly gespielt, jetzt hamse n eigenes Monopol., in Sachen Dingsbums –äh, ich meine Katz & Maus, „Räuber + Gendarm“. Sie haben Unterstützer mit HUMOR – das ist vielleicht das größte Plus. Zweifellos waren die Krawalle im Dezember ernst und nicht spaßig – abgesehen vom Slogan HIER FLIEGEN GLEICH DIE LÖCHER AUS DEM KÄSE. * Die SPD hat ein Problem, ein mittleres würde ich sagen, sie wird damit fertig werden. Aussitzen, basta! Die CDU kann ihr nicht Untätigkeit vorwerfen, schließlich traute sie sich auch nicht an die Flora ran, als sie regierte. Das Wichtigste für unseren Senat ist wohl, daß mit der Roten Flora ein Touristen-Magnet zur Hansestadt gehört und etabliert ist, mit dem sich zwar kein Staat machen läßt, aber sei’s drum: Gerade das NICHT-Staatliche ist das Attraktive. Wir brauchen uns nicht zu streiten, wer Steine und Knallkörper schmiß. Unter den RF-Aktiven und –Nutzern sind vermutlich beide Fraktionen vertreten: Die PRO Steine schmeißen und die KONTRA Gewalt. Diese Vielfalt ist herrlich. Die Grünen sind dafür, die Linke ist dafür, die SPD bleibt bei ihrer Inklusions-Strategie. Sie kann es sich, ideenlos, feist und abgehalftert, nicht leisten, an ihrem linken Rand für NOCH MEHR Unruhe zu sorgen. Die jetzigen Krawallos und Radikalen sind die Kommunalpolitiker von Morgen. Von irgendwoher müssen schließlich Impulse kommen, und von der Roten Flora kommen einige. Verbal distanziert sich die SPD, läßt sich aber alle Optionen offen. Sie weiß: Ein Joschka Fischer war einst Aktivist des RK (Revolutionärer Kampf) in Frankfurt, dann machte er Karriere bei den Grünen, und was für eine. Die SPD wird die Rote Flora aussitzen. Gar nicht mal so unbequem. Und nach und nach sickern die Inhalte in die Köpfe der Menschen dieser Stadt ein. **  Vielleicht führt ja irgendwann eine Seilbahn über das besetzte Gebäude. DAS wäre ein Tourismus-Highlight! Die Radikalos schreiben Parolen und Gedichte in Großformat aufs Dach. Und die Seilbahnbenutzer tun was für ihre Bildung. Das muß auch im Sinn der SPD + der übrigen Parteien sein. 
                                   *RS*

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