Samstag, 30. November 2013

2 Jahre WortKunst-Poetry

Knapp zwei Jahre lang veranstaltete ich mit dem Kunstbüro Wilhelmsburg allmonatlich einen Lese-abend unter dem avantgardistisch klingenden Motto WortKunst-Poetry. Ich ließ mich von einem Ereignis -eine Literatur-Veranstaltung in Bergedorf- anregen, selber etwas zu versuchen. Und es "funktionierte" ... - falls man bei einem Dichter- Projekt von "funktionieren" sprechen kann: es wird ja kein Apparat installiert, der mit Tasten und Elektro-Anschluß ausgestattet vorhersehbare Ergebnisse produziert. Zu uns kamen Menschen aus verschiedenen Beweggründen. An einigen WortKunst-Poetry-Veranstaltungen nahmen gut 30 Personen teil, zuletzt waren wir fünf. Das Ende zeichnete sich schon vor 1-2 Monaten ab. Ich bin empfindlich gegen BesucherInnen, die nur zum Konsumieren rein-schauen. Sie zahlen keinen Eintritt, lassen sich Texte vortragen, essen und trinken, bestimmen teilweise sogar mit. Demokratismus. Und dann ist unsere Veranstaltung doch nicht gut genug - es gibt andere Lesungen, events, Veranstaltungen. Kreativität wie ich sie mir vorstelle, beruht auf Begeisterung, Neugier, Ideen, Eifer, Streitlust, meinetwegen Sehnsucht, vielleicht sogar (etwas) Angst, Angst vor tödlicher Langeweile, Perspektivlosigkeit - also sehr unterschiedlichen Impulsen und Anlässen, "posi-tiven" und "negativen". Kreativität wie ich sie mir vorstelle geschieht bei Menschen, die auch Frust, Schmerz, Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung und ähnliche Gefühle kennen.  UND bereit sind, diese öffentlich zu machen. Irgendwie. Man muß nicht unbedingt Literatur daraus formen. Es gibt lebendige und tote Literatur. Man kann auch spontan erzählen. Und sich streiten. Oder Witze erzählen. Wir sind ein kleines Team, das die Kommunikation in diesem Stadtteil in Schwung bringt. Seit einigen Jahren gibt es das regelmäßige Kunstbüro-Abendessen. Während dem und im Anschluß daran gab es unregelmäßig Text-Vorträge. Anfang letzten Jahres starteten wir WortKunst-Poetry. Jede/r Teil-nehmer/in las, sang, performte bis zu 10 Minuten lang eigene Texte. *** Und jetzt ist Zeit für etwas Anderes. Ich z.B. mache Filme. Mit viel Spaß, Neugier, einer Portion Ehrgeiz. Können und noch-nicht-Können. Neugier auf andere Menschen, aber auch darauf, was ich (noch) lernen kann. ** Unsere Abendessen finden weiterhin statt. Aber wer in Zukunft lesen möchte, muß vorher fragen. * Im Rahmen einer Veranstaltung des Kunstbüro Wilhelmsburg aktiv zu werden, ist keine Selbstver-ständlichkeit, sondern eine Ehre. Unsere Verein ist etwas Besonderes. Nur wer das zu würdigen weiß, ist herzlich willkommen. Die anderen bleiben besser weg. Ich liebe euch, unbekanntes Publikum, nicht, sorry. Vielleicht lerne ich euch zu lieben, wenn ihr von eurem Konsum- und Wellness- und Bequemlichkeits-Trip herunterkommt. 
 Kreativität wie ich sie mir vorstelle
 Kreativität wie ich sie mir vorstelle
 Kreativität wie ich sie mir vorstelle
                                                                          ***RS***            


Donnerstag, 28. November 2013

Menschen aus Wilhelmsburg - Dirk Knoll



Gespräch mit einem Bekannten vor laufender Kamera. Ich versuche, in einem relativ kurzen Gespräch einige wesentliche Themen anzustoßen.   *RS*

Ist Glück lernbar?


Die Mittwoch-Ausgabe (27.11.) der MoPo enthält einen zweiseitigen Bericht über ein Schul-Projekt in Barmbek. „Wir lernen „Glück“ in der Schule“ lautet die Schlagzeile. Fotos zeigen einen nüchtern-besonnen dreinblickenden Abteilungsleiter sowie einige Schülerinnen, „glück-lich“ (?) lächelnd bzw. grinsend. Es gibt ein oder mehrere „Dankbarkeits“-Tagebücher, in die Kinder regelmäßig schreiben, in der ganzen Schule hängen an verschiedenen Stellen „selbstgemachte Abreißzettel“, auf denen Komplimente stehen. Diese Zettel werden von Schülern an Schüler weitergegeben, um ihnen eine Freude zu machen. Macht so etwas glücklich? Vorübergehend sicher, stelle ich mir vor, wer freut sich nicht über ein überraschendes Kompliment? Die MoPo zitiert den Abteilungsleiter Björn Lengwenus: „Die Schule bringt den Schülern alles bei. Nur nicht, wie man lebt. Das müssen wir ändern“. Hört sich gut an. Nur: „Glück“ zu lernen und/oder Lebenskunst ist nicht dasselbe. ** Das  Magazin „Hamburg macht Schule – Zeitschrift für Hamburger Lehrkräfte und Elternräte“ brachte bereits im April einen Bericht „Glück macht Schule – Unterricht für geglücktes Leben“. Danach gibt es das Unterrichtsfach „LebensArt“ bereits seit dem Herbst 2012 in der Barmbeker Stadtteilschule. Im Rahmen einer Schulreform wurde, entnehme ich dem Artikel, zum Schuljahr 2009/2010 eine „Didaktik der Lebenskunst“ implementiert. Auch das hört sich wiederum gut, sogar besser als „Schulfach Glück“. „LebensArt“ bzw. Lebenskunst würde bedeuten, das gesamte Leben zu sehen, also auch das nicht geglückte bzw. „unglückliche“. Um von dieser Sichtweise auf das GANZE die Perspektive und Lernziele u.a. auf Glücklichsein zu richten. *  Ich maße mir kein Urteil. Klar scheint mir zu sein, daß das gelingen eines LebensArt-Projektes den Lehrkräften einiges abverlangt. Hier ist Kreativität gefragt und, fast stärker noch, Empathie.  Es gibt LehrerInnen, die dazu begabt sind. Es gibt offenbar auch Schulleiter, die bereit sind, etwas auszuprobieren. Dem Artikel in „Hamburg macht Schule“ entnehme ich, daß es in der Hansestadt ein „Netzwerk“ zum „Unterrichtsfach Glück“ gebe, in dem insgesamt 5 Schulen ihre Erkenntnisse zum Thema austauschen. * * * „Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Schauen wir uns an, was passiert, wenn jungen Menschen zu ihrem Glück verholfen wird.  Vielleicht kann man die Kinder und Jugendlichen, die das Fach „LebensArt“ belegen, in fünf oder zehn Jahren fragen, ob und wieweit es ihnen half, im Leben tatsächlich glücklich zu sein (oder zu werden). * LebensKunst ist vielleicht das größte und kostbarste, das Mensch lernen kann.  RS
     

Dienstag, 26. November 2013

Ulrich Reineking (UrDrü)



Ulrich Reineking, "UrDrü" genannt, war Schriftsteller, Mitarbeiter der Schaumburger Zeitung, Kolumnist der TAZ + u.a. Protagonist der linken Polit- und Kabarett-Szene. Eines seiner Kleinode war das "Kabarett der literarischen Gewalttätigkeit".  Ich hatte das Vergnügen, Ende der 90-er Jahre zu einem Abend eingeladen zu sein, an dem ich einen eigenen Beitrag auf der Bühne bringen durfte. Die Stimmung war umwerfend, der Kabarettist großartig, eine höchst vitale Bühnenfigur, die mit Herz-lichkeit, politischer Non-Correctness (u.a. Reklame für den PKK-Führer Öcalan) und Komik das Publikum im Sturm nahm. * Bei seiner Lesung in Wilhelmsburg, anläßlich meiner Ausstellung "Meine wunderbare Sackgasse", zeigte er sich als Erzähler, der mit einer gehörigen Portion Ironie das Fähnlein des politischen Bewußtseins hoch hielt. R.I.P., UrDrü (1949-2009). Ohne Dich fehlt etwas.    *RS*

Stoffwechsel: Samson liest Junge Freiheit (2)


Im September postete ich einen Kurz-Text plus 10-minütigen Film über die JUNGE FREIHEIT. Ich machte mich über in linken Kreisen weit verbreitete Vorurteile lustig. * Wie komme ich als Links-radikaler, „Anarchist“, Underground“-Poet, Protagonist der Hamburger Poetry Slam-Szene (der nach meinem Kampfnamen benannte „Dr.Buhmann-Gedächtnis-Preis“ wird seit gut 15 Jahren jeden Monat vergeben) dazu, für ein konservatives Blatt Reklame zu machen? Im Video vom 14.9. gab ich satirische Kommentare ab, immer druff uf die linksideologischen Hirnis und Besserwisser und Mahner, Zeigefinger- und Moralapostel, Gleichmacher und Weltrevolutionäre. In meinen Freundes- und Be-kanntenkreisen sind alle irgendwie „links“. Einige wehren sich noch, spüren, daß linker Konformismus eben auch Konformismus ist, andere haben aufgegeben – oder noch nicht angefangen, die eigene Iden-tität zu prüfen und in Frage zu stellen. Was heißt schon noch „links“? Ist nicht auch die CDU inzwi-schen „links“ – jedenfalls nicht konservativ? * In der JUNGEn FREIHEIT finde ich kritische Posi- tionen zum €uro und zu Europa, moderat vorgetragen, politisch der AFD (Alternative für Deutschland) nahestehend, die in „linken“ Kreisen fälschlich als rechtsextrem angesehen wird. * Der Ton der Artikel der JF ist moderat und sachlich –ich habe die letzten drei Ausgaben gelesen. Nicht alles interessiert mich, aber manches. Ich bin neugierig und lasse mich informieren. Ich fühle mich nicht festgenagelt, fühle mich in meinem Weltbild nicht bestätigt, ich betrete Neuland, Areale, um die ich früher einen Bogen machte. Ich finde Stoff zum Denken, Analysieren, Hinterfragen, genau Hinschauen. Stoff zum mich Berauschen, wütend sein, zu polemisieren, zu hetzen habe ich mehr als genug.  Stoffwechsel ist „angesagt“.  RS  

Sonntag, 24. November 2013

Kerstin Kempker : Teure Verständnislosigkeit

Bezüglich der Institution Psychiatrie gibt es verschiedene kritische Positionen. Am bekann-testen waren bis ca. in die frühen Neunziger Jahre jene, die ihre Argumente u.a. von David Cooper, Michel Foucault, Erving Goffmann, Ronald Laing und anderen Philosophen und Sozial-wissenschaftlern bezogen. Als sei deren ablehnende Haltung noch nicht spezifisch genug, zitiert Kerstin Kempker in „Teure Verständnislosigkeit – Die Sprache der Verrücktheit und die Entgegnung der Psychiatrie“ Dichter wie Antonin Artaud, Ingeborg Bachmann, Robert Walser, Paul Celan, Sylvia Plath, Unica Zürn. So erweitert sie den schon komplexen und heterogenen literarischen Chor der Psychiatrie-Gegner um weitere feine, individuelle Stimmen. Von einigen der Genannten ist bekannt, daß sie selber kurze oder längere Zeit in Anstalten verbrachten. Diese als Kronzeugen in den Diskurs Geführten machen die Argumentation gegen die Psychi-atrie insgesamt reicher. Zu einer Lösung des Problems führen sie jedoch nicht. Alternativen zu entwickeln ist noch etwas ganz anderes als auf Mißstände hinzuweisen. Einige der von Kemp-ker zitierten Dichter begaben sich aufgrund ihres Leidensdrucks, Suizidgefahr usw. von sich au-s in psychiatrische Obhut. Letztlich kann es jeden treffen, und tatsächlich werden besonders häufig kreative, hochbegabte, intelligente, sensible Menschen Opfer ihrer persönlichen Ge-schichte und der Verhältnisse. Sie werden stigmatisiert, ausgegrenzt, erkranken psychisch ... Einige werden zu Psychiatrie-Insassen, andere wiederum kommen mit ambulanter Behand-lung davon, etliche halten sich mit Poesie und anderer Kreativität „über Wasser“ und am Leben. Es wäre zu untersuchen, weshalb die viele Jahre lang starke Anti-Psychiatrie-Bewegung praktisch zum Erliegen gekommen ist. Ich glaube, dies hat verschiedene Gründe. Ich meine u.a., daß die mit viel Klugheit, Engagement, Idealismus und Glauben gewappneten Psychiatrie-Gegner sich u.a. nicht im Klaren darüber waren, daß die „Abschaffung“ der Psychiatrie nur ein Schritt sein könnte. Der nächste wäre, rein logisch betrachtet, die aus der Institution Entlassenen wenn nicht zu „heilen“, so doch wenigstens zu „betreuen“. Es gibt heute reforme-rische Ansätze. Revolutionäre Parolen sind verschwunden. Die Zustände in einigen hiesigen psychiatrischen Einrichtungen haben sich seit den 70-er und 80-er Jahren sehr gewandelt. Zumindest „rein äußerlich“. Es deutet jedoch nichts darauf hin, daß sie jemals völlig überflüssig würden. Auch künftig werden besonders begabte, feinfühlige, geistreiche, intel-ligente, kreative Menschen in Anstalten landen und leiden. Es werden auch nach wie vor individuelle Wege gegangen bzw. entwickelt werden, den Leidensdruck gering zu halten und trotz allem das Beste aus dem Leben zu machen. Die Möglichkeiten von Kunst und Kreativität sind unendlich. ** Das Buch von Frau Kempker erschien 1991 im „Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag“. Ich erstand es für einen €uro auf einem Bücherflohmarkt.  **RS**   



Samstag, 23. November 2013

Gähnen IX & X



Machen Sie mit? Ich bin der erste Kunst-Gähner. Lassen Sie sich einfach von mir anstecken.  Es ist ganz einfach! ...      *RS*   

Mittwoch, 20. November 2013

W.I.R. Nr.11 – 2013 : Nestbeschmutzung


Titel-Story: Der Wochenmarkt auf dem Stübenplatz, seit Jahrzehnten einer der lebendigsten Orte der Elb-Insel. Zu beobachten ist eine allmähliche Verdrängung der Obst- und Gemüse- durch Kleider-, Schuh- und ähnliche Verkaufsstände. Nicht erwähnt wird, daß alteingesessenen deutschen Obst- und Gemüsebauern die Kundschaft schrumpft, während die großenteils von Türken, Nordafrikanern und Osteuropäern betriebenen Kleider- und Stofftische großen Zulauf haben. Es ist politisch nicht korrekt, diesen Umstand aufzuzeigen. Wie der Redakteur, der seit ca. 3 Jahren auf der Elb-Insel lebt, zu der Einschätzung gelangt „In den letzten 30 Jahren hat sich die Einwohnerschaft massiv verändert, und nicht alle heutigen Bewohner haben genug Geld, um auf dem Markt einzukaufen“  weiß nur er selber. Ich wohne seit 27 Jahren zwei Minuten Fußweg vom Stübenplatz entfernt. Die Einwohnerschaft hat sich in den letzten 3-6 Jahren massiv verändert. Und woher DAS rührt, weiß jeder. Auch die wir-Redaktion. Dieser die realen Verhältnisse beschnitten wiedergebende Artikel läuft nicht unter der Rubrik „Meinung“, sondern unter „Titel“ (-Story), ist also kompatibel bzw. identisch mit der wir-Redaktion. Jörg Ehrnsberger beklagte schon mehrfach, daß er als quasi „Neu-Wilhelmsburger“ von einigen Insulanern noch nicht voll akzeptiert werde. Ich finde Jörg super-sympathisch, meine aber, daß, wer hier jahrzehntelang lebt, oft tatsächlich mehr als neu Dazugezogene weiß. * S.6 Manuel Humburg, bedeutsamer Populist der Insel, macht sich mal wieder Gedanken, die weder innovativ noch originell sind. Die IBA ist offiziell beendet, aber die so entstehende Baulücke muß, wenn es nach M.H. geht, unbedingt gefüllt werden. „Und warum eigentlich kein Wohnungsbau am Veringkanal?“ fragt der Mann. Gegenfrage: Wieso nach 6 Jahren nervigsten Wohnungsbaus nicht endlich mal eine Pause damit?  S. 17 „Das waren die Ateliertage 2013!“  Die Organisatorin behauptet: „Alle KünstlerInnen waren sehr zufrieden“. Ich halte es für taktisch sehr clever, so zu schreiben. Der ganze Artikel ist alles- und nichts sagend. Die Organisatorin macht Reklame für sich selber, gipfelnd in:„-eine gute Nachricht: Nächstes Jahr werde ich wieder Ateliertage organisieren, und neue KünstlerInnen können sich schon jetzt bei mir melden...“  Was sie, außer Eigenlob, in zwei Spalten von sich gibt, ist inhaltlich „Friede, Freude, Eierkuchen“. Bloß nicht kritisch sein, bloß nicht irgendwelche Unsicherheiten oder Zweifel zeigen. Auch dieser Artikel wendet sich nicht unter der Rubrik „Meinung“ an die Leser, sondern vermittelt als Bestandteil des „Kultur“-Teils den Eindruck, daß (s.o.) die Redaktionsmeinung widergegeben wird. Was in dem Artikel simplifizierend zum Ausdruck kommt, ist, pragmatisch auf den Punkt gebracht, SPD-Kulturpolitik. „Seid nett zueinander“. Von der Sache her inkompetent, von der Tendenz konsensfähig, vom Gehalt her totale Nivellierung: Gleichmacherei. tschuldigung: Die Grünen betreiben die gleiche Kultur-Politik, nur mit anderem Etikett. ** Die igs-Berichterstattung erhitzt auch nach Schließung der Pforten die Gemüter. Herr Rejmanowski, eifriger Leserbrief-Schreiber, läßt mal wieder seine Wut ab über allzu kritisch denkende Menschen. Und er zeigt nicht nur Wut, sondern auch Mut. Nur: Gegen das „schlecht geredet werden“ des Stadtteils anzustänkern macht wenig Sinn, wenn Mißstände allzu offensichtlich sind. „Das grenzt an Nestbeschmutzung“  meint Herr R.  Er verwendet hier einen äußerst reaktionären, nahezu faschistischer Begriff, mit dem Andersdenkende diffamiert und mundtot gemacht werden sollen. Ich finde solche Haltung dumm. „Nestbeschmutzung“ ist nicht schlecht oder übel, sondern notwendig. Netzbeschmutzer zu sein ist eine Kunst. Es gehören dazu allerdings Eigenschaften, über die nur eine Minderheit von Menschen verfügt. Wenn ich Wilhelmsburg als „kulturelles Provinzkaff“ bezeichne, ist dies in gewisser Weise „Nestbeschmutzung“. Schließlich lebe ich in dem Stadtteil seit 27 Jahren. Da könnte man beinahe von Nest reden. Aber aufgrund der Jahre weiß ich auch, wovon ich rede. Allerdings verdanke ich meine kreativen Fähigkeiten nicht der Elb-Insel. * Ich bin davon überzeugt, daß Nestbeschmutzung nicht nur etwas Lästiges ist, das man/Frau empört zurückweisen oder augenzwinkernd „tolerieren“ kann. Die Alternative wäre der totale Kompromiß: Sich gegenseitig vollzulügen, zu beschönigen, zurechtzubiegen, glatt zu bügeln, zu beschneiden, retouchieren, totzuschweigen. Damit wäre ich wieder bei der SPD. Danke, Herr Reijmaniwski, für Ihren Leserbrief. Ich bin nicht Ihrer Meinung, ganz und garnicht, aber Sie haben mir den Anstoß zu diesen Zeilen geliefert.
*** Vor einigen Wochen gab es einen bösen „Zwischenfall“ im Zusammenhang mit dem w.i.r. Das RIALTO-Kino lud einen Mann aus, der für den W.I.R. eine Lesung mit Rocko Schamoni besuchen und darüber schreiben sollte. Mit keinem Wort wird dieser Vorfall im W.I.R. erwähnt. Das ist ein Skandal. Nicht die Ausladung – bitte sehr, darüber kann man/Frau unterschiedlicher Meinung sein. Aber daß diese Sache komplett totgeschwiegen wird, zeigt, welcher „Geist“ in der W.I.R.-Redaktion offenbar herrscht. Die für die Ausgrenzung zuständige RIALTO-Mitarbeiterin schickte an die W.I.R.-Redaktion eine mail, in der sie die genaueren Umstände, Gründe für den Ausschluß detailliert beschrieb. Diese mail wurde von der W.I.R.-Redaktion nicht –was eigentlich eine Selbst-verständlichkeit gewesen wäre- an den betroffenen Mann weitergeleitet. Selbiger bekam die mail in ihrem Wortlaut von anderer Stelle.
                **Raimund Samson, Nestbeschmutzer**


Sonntag, 17. November 2013

John Mayall wird 80 - HAPPY BIRTHDAY!


John Mayall, der legendäre weiße, aus Großbritannien stammende Sänger, Guitarrist, Mundhar-monikaspieler, wird 80. Weltberühmte Musiker spielten in einer seiner zahlreichen Rhythm’nBlues-Bands, darunter Eric Clapton und Peter Green. GOOD TIMES-Redakteur Philip Roser inter-  viewte den Mann: „War es jemals ein Problem, daß andere mehr im Mittelpunkt standen als der Chef?“ – Die Antwort: „So funktioniert das nicht! Diese Beobachtung stimmt nicht, denn der Fokus war und ist immer auf mich gerichtet – der Guitarrist und die Rhythm-Section kommen danach, was die Aufmerksamkeit der Leute betrifft“ (kann der Blogger nur bestätigen). Interessant auch, was Peter Maffay, der 1988 mit Mayall tourte, zum Thema beisteuert: „Da war die Neugier auf eine solche Persönlichkeit; und da war das Vergnügen dabei festzustellen, daß Gemeinsam-keiten entstanden... Ich stand ein paar Wochen neben ihm, habe ihn richtig gespürt. Von diesen Leuten nimmt man immer etwas mit – Energien, die sie verschenken, vibes, die Art und Weise, wie sie mit Menschen umgehen  ...“  5 A4-Seiten John Mayall – es hätten auch gerne 10 sein dürfen. Ein Original, ein Handwerker, eine Legende.  ** Die britische RhythmnBlues-, Beat- und Hard- rock-Kapelle The Pretty Things wird 50. GT berichtet darüber kompetent und komprimiert auf 2 Seiten. Eine Band, die bis ca, 1967 immer wieder Hitparaden-Titel einspielte, mit unverkennbarem Sound, durch alle Höhen und Tiefen weitermachte, um dann zeitweise experimentell zu arbeiten, Richtung Prog-Rock. Die Musik wichtiger als der kommerzielle Erfolg  (wieviele Bands gaben im Unterschied zu den Pretty Things ihr musikalische Entwicklung auf, um an Erfolg und eingefahre-nem Image festzukleben – peinlich!) ... Ich wünsche den beiden verbliebenen Ur-Pretties Dick Taylor und Phil May weiterhin Kraft und Gesundheit und Inspiration ... ** Auch ein sehr infor-mativer Artikel über die Spencer Davis Group enthält das Heft. Ich hielt schon schwächere good times-Ausgaben in der Hand. 116 S. A4, farbig, zahlreiche Fotos, sehr sehr viele CD-, DVD- und Buchbesprechungen ... 6,50 € alle 2 Monate ...    **RS**      (Abbildung folgt)