Dienstag, 9. April 2013

Guy Debord "Ausgewählte Briefe 1957-1994"

Die Edition Tiamat veröffentlichte 2011 die ausgewählten Briefe Debords. Wer sich für die 
Schriften des Autors („Die Gesellschaft des Spektakels“ u.a.) interessiert, findet in den Briefen Hinweise und Ergänzungen, die den Zugang zu seinem Hauptwerk erleichtern. Zudem bieten die Briefe Einblick in die Gedanken, Ideen, das Rollenspiel des revolutionären wie geistreichen Menschen Guy Debord. Zu seinem Netzwerk „Situationistische Internationale“  aus Künst-lern, Journalisten etc., das 1972 aufgelöst wurde, aber in Arbeitsbeziehungen und Korrespon-denzen weiter bestand, gehörten französische, italienische, spanische, dänische, englische Verbündete, auch deutsche. Schon in den 70-ern wurden Debords Schriften von der Edition Nautilus (Hamburg) übersetzt und ediert, aber der Autor war den Hanseaten in der Spätphase nicht sehr gewogen: „Die Dummköpfe aus Hamburg (Edition Nautilus) sind stets eifrig darum bemüht, die Bücher, von denen sie glauben, sie ließen sich gut ausweiden, in Gänze –schlecht- zu übersetzen ...“ (S. 315/316).  Diesen Anspruch auf Genauigkeit und  Schärfe der Kritik wandte er auf jeden an, der sich mit seinem Werk öffentlich befasste: „Es ist nämlich undenkbar, dass ich implizit wem auch immer die minimalste Kompetenz oder auch nur die geringste Fähigkeit zugestehe, mein Werk oder mein Verhalten zu beurteilen“. (S. 323).  * Meines Erachtens sind die Schriftenj Debords auch heute noch lesenswert, gerade auch für militante Linke – weil er Revolte, Denken, Filmemachen und Kunst miteinander verband. ***  336 S., 28 €   **RS**   

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