Samstag, 9. März 2013

Mobbing (1) - Die Kränkung


Frau Schwieger, Geschäftsführerin der AGSM (Assistenz Gemeinschaft Schwieger-Martens) fragte bei einem Firmen-Treff meinen Chef: „Wasn das fürn komischer Vogel?“. Sie meinte mich. Und klagte, ich wäre bei einem Termin in der Firmenzentrale „unangenehm aufgefallen“. Ob ich „noch in der Probezeit“ sei?
Meine Probezeit war bereits abgelaufen. Einfach rausgeschmissen werden konnte ich also nicht mehr. Was mein Vorgesetzter erzählte, deprimierte mich. Ich überlegte, was Frau Sch. zu ihrer Abneigung gegen mich gebracht haben könnte. Zornig machte mich, daß sie nicht direkt zu mir kam. Meinetwegen hätte sie mich auch verwarnen können, wenn es einen nachvollziehbaren Grund gab.
Zu dem besagten Termin in der AGSM-Zentrale, bei dem ich unangenehm aufgefallen war -wie auch immer- waren ungefähr 20 Personen erschienen; außer mir noch ca. 15 andere neue Mitarbeiter sowie einige Leitende Angestellte. Wir wurden offiziell als „Neue“ begrüßt, hörten Referate und bildeten Arbeits-Gruppen. Am Schluß wurden wir aufgefordert, unsere Meinung über die AGSM zu sagen. Selbst wenn wir uns kritisch äußerten, würde uns „kein Nachteil“ daraus entstehen.
So die Situation, in der ich mich seinerzeit befunden.
Ich hatte eine grau melierte Schiebermütze getragen. Sah ich dadurch komisch aus? Mein farbiges Hemd und bunter Schlips hatten vielleicht seltsam gewirkt, erst recht wohl auch, daß ich beinahe ständig eine Hand vor den Mund hielt. Ähnelte ich dadurch einem Vogel? Meine Hand vor dem Mund war keine Allüre, sondern entsprach nur dem profanen Wunsch, nicht meine Zahnlücke zu zeigen. Wegen entzündetem Oberkiefer konnte ich meinen Zahnersatz nicht dort unterbringen, wo er eigentlich hingehörte. So hielt ich also die meiste Zeit eine Hand vor den Mund. Konnte dies ein Grund sein, mich zu entlassen? Die AGSM gab sich betont christlich. Jemanden wegen Schiebermütze, buntem Hemd, Schlips und Zahnlücke zu entlassen – war das christlich? Außerdem gehörten zur Klientel der Firma Menschen, bei denen, vorsichtig ausgedrückt, Zahn- und andere Lücken nicht eben selten und zudem gut zu sehen waren. *  Nein, der Grund musste anderswo liegen. Ich hatte behauptet, daß die Dependance, in der ich arbeite, wie eine Bank-Filiale aussehe. Ohren-Schmerzen hatte ich zwar nicht, aber womöglich die Worte des Referenten doch falsch verstanden. Ich bildete mir ein, gehört zu haben, daß kein Nachteil entstehe, wenn wir uns kritisch äußerten. Vielleicht hatte der Mann aber gesagt, daß uns ein Nachteil entstehe, wenn wir uns negativ äußerten.
Was für einen Unterschied doch ein einzelner Buchstabe ausmacht.
Egal: K oder nicht-k, Schiebermütze, Schlips, mit oder ohne Zahnlücke, christlich oder was die AGSM darunter versteht : Mir war mein Job lieb und kostbar. Also schrieb ich Frau Sch. einen Brief.
   Die Namen der Personen sowie der Firma wurden geändert.       *Robert Jähsinn*
                                                                     Fortsetzung folgt.

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