Samstag, 15. Dezember 2012

Helga Goetze Sophia: Mit 40 ...

Nach dem Genuß sog. "offizieller" "hochkultureller" events bin ich froh, auf Bücher, Manuskripte, Bilder Zugriff zu haben, in denen mir nicht Vermurkstes als "Kultur" nahe gebracht werden soll. Helga Goetze hinterließ Schätze. Ihre Gedichte und Bilder sind deshalb SCHÄTZE, weil sie nie ein Gedicht schrieb oder ein Bild malte gegen Bezahlung. Sie hat es NIE für Geld getan. Übrigens auch SEX nicht. Nur später, als jeder Mann glaubte, bei ihr für umsonst landen zu können, nannte sie einen Preis für Liebesdienste. 
Im Folgenden ein Gedicht von ihr aus den frühen 70-er Jahren.

Mit 40 ist das Ficken für eine Frau vorbei
Da ist eine Olle,
mit der Ollen ist es aus.
Die darf jetzt nicht mehr ficken,
sonst schmeißen wir sie raus.

Der Papa, der muss schuften,
sein Pimmel ist ganz schwach,
und seine olle Olle,
die macht es ihm bald nach.

Die Olle ist ‚ne Hure,
die will jetzt immer noch,
das wolln wir ihr verwehren
mit diesem Ofenloch.

Das Loch kriegt keine Zündung,
denn Papa will nicht mehr,
und auch der liebe Doktor
sagt: „Schluss jetzt, bitte sehr!“

Denn so bald um die vierzig,
da hört das Ficken auf.
„Ja, ja meine liebe Gnädige,
das ist des Lebens Lauf.

Es gibt so viele Sachen,
auf die kann man bestehn,
aber doch nicht auf dem Ficken,
das ist doch auch nicht schön.

Ich gebe Ihnen Pillen,
die steuern das Hormon,
und Sie werdn bemerken,
das regelt sich dann schon.

Und hilft die eine Sorte
nicht gleich und nicht geschwind,
dann kommen Sie bald wieder,
Sie sind ein braves Kind.“

Denn so ein Onkel Doktor,
das ist der große Mann,
der alles besser wissen
und alles richten kann.

Er steht ja an der Spitze
gesellschaftlicher Form,
denn auch nur Geldverdienen
gilt dort als gute Norm.

Mama darf nicht ficken,
dann wird sie viel zu flott.
Der Arzt ist aller Meister
Und spielt den lieben Gott. 

Helga Goetze Sophia aus "Zeugnisse eines Aufbruchs", isbn 3-8334-2611-X, Metropole Mutterstadt e.V.  

Keine Kommentare: