Thomas Kohlschmidt
publizierte im Mai seine Polemiken, emotionalen Invektiven gegen das, was ihn
in/an der Literatur-Szene stört. Ich postete darüber am 10.9.. Da auch ich über jahrzehntelange Erfahrungen
mit der Lit-Szene verfüge, wenn auch nicht als Mitarbeiter eines größeren
Verlags, greife ich das Thema hier ein zweites Mal auf. * Ich erlebte, neben
den normalen Nicklichkeiten, kleineren Streitereien und den Fisematenten, die
manche Lyriker, Autoren etc. drauf haben und mit denen sie idealistisch bzw.
„ehrenamtlich“ Tätige nerven können, zwei Einbrüche in meiner Tätigkeit als
Organisator-Protagonist der freien Literatur-
bzw. Poetry-Szene. * Der eine geschah mir beim FSK = Freies Sender-Kombinat in
Hamburg. Dort produzierte ich –Gründungsmitglied des
Radiomacher-Zusammenschlusses- regelmäßig Radio-Sendungen, in denen ich mit anderen Kunstbüro'lern Lesungs-Mitschnitte brachte, Autoren, Galeristen etc. interviewte, Bücher und
Zeitschriften vorstellte. Etliche Jahre
konnten wir diese Arbeit unbehelligt gestalten. Dann wurde eines Tages das
Gerücht verbreitet, unsere Sendung („Radio Brisanz“) verbreite „sexistische Inhalte“ und „verharmlose den Faschismus“. Hinter
diesen Gerüchten steckten Funktionäre, die auch beim FSK
mitmachten, d.h. Leute, die selber keine Radio-Sendungen produzierten, aber
wichtige Posten in Gremien einnahmen, um sich dort theoretisch zu profilieren und den
Dirigierstab zu schwingen. Ich lud zu einem Treffen ein, um über die Vorwürfe
zu diskutieren. Die Gerüchteverbreiter erschienen nicht. Sie sägten
jedoch weiter an dem Ast, auf dem wir saßen. So traten wir schließlich aus dem
FSK aus. * Eine andere Geschichte
berührte mich noch weitaus unangenehmer, sie war wie ein wuchtiger Tritt in
meinen Unterleib. Ein Underground-Autor
aus Asperg (bei Stuttgart) veröffentlichte in einer Underground-Postille aus Münster einen absolut ekelhaften,
beleidigenden Artikel über mich, in dem ich als Nazi diffamiert wurde, der zu
Phantasien von marschierenden BDM-Frauen onanierte und sich besoff. Nun kann
man so etwas meinetwegen als „Literatur“ hinstellen, auch wenn sie viert- oder
fünftklassig ist. Was mich kränkte, war jedoch nicht der Umstand, daß da jemand
offenbar einen Haß auf mich hatte und einen Kanister Gift über mir
ausschüttete - er nannte auch meinen Namen. Stärker wog, daß ich den Typen persönlich kannte, u.a. ein
Interview mit ihm machte. Und für den ZS-Herausgeber hatte ich kurz zuvor eine
Lesung in Wi-burg organisiert, außerdem hatte ich den Mann und sein Heft mehrfach
im Radio vorgestellt und zudem Gedichte von ihm publiziert. Solch eine Brut hatte ich mir quasi selber auf den Hals geladen. Der
ZS-Hrsg. entschuldigte sich zwar, aber ich war zu keinem Dialog und zu weiterer
Kooperation mehr bereit. Ich musste
einsehen: Ich hatte einen Fehler gemacht. Ich hatte mich viel zu offen auf
Leute eingelassen, die mir aufgrund ihrer Underground-Attitüden
eigentlich sympathisch waren. Mein
Fehler, hier naiv gewesen zu sein. Die Folge war ein weitgehender Rückzug aus
der Underground- bzw. social beat-Szene, zu deren
Protagonisten ich zeitweilig gehörte. *
Was ich mit diesen Kurz-Anekdoten sagen möchte , ist: Es gibt eine
„interessante“, „spannende“ Underground- Mini-Zeitschriften- oder wie immer man
das nennen mag-SZENE, in der sehr lebendige, auf wackeligen Füßen stehende
Projekte durchgeführt werden. Nun gibt
es Polit-Ideologen, die Künstler, Kreativität und Kultur vor ihren Karren
spannen wollen. Dies war die Situation beim FSK. Und dann gibt es Leute, die als
Künstler-Dichter leider so schwach sind, daß sie nur über die ideologische
Schiene für Radau sorgen und Gegner niederhauen können. Aus beiden Erlebnissen
habe ich Konsequenzen gezogen und mich weitgehend zurück gezogen. Für mein
Arbeiten und Reflek-tieren war dies nur gut. Mir geht der Ruf voraus, sehr
kritisch, ja streng zu sein. Daran ist
etwas Wahres. * Nein. Ein Würstchen möchte ich nicht sein. Wie es ist, von
anderen gegrillt zu werden, weiß ich. Es gibt angenehmere Erlebnisse. *R.S.*
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