Samstag, 18. August 2012

Post-sozial modern


Im „Neuen Ruf“ fand ich einen Artikel, in dem es u.a. um die MieterInnen der neuen HoFa-Ateliers geht. Die meisten kenne ich nicht. Da ich selber zu den Bewerbern gehörte, aber keinen Zuschlag für das Mal-Atelier bekam, gestatte ich mir an dieser Stelle ein paar Bemerkungen. „Für den Bereich der Malerei“ wurde ein Künstler auserkoren, bei dem ich mich frage, nach welchen Kriterien er ausgewählt wurde. Das Qualitäts-Kriterium Malen oder Zeichnen kann es nicht sein, denn der Mann zeichnet und malt nicht, wie er mir selber sagte. Ein anderes Kriterium könnte sein: Pädagogische Kompetenz. Studiert er Pädagogik? Oder ist er erzieherisch besonders begabt? Nicht daß ich wüsste. Es gibt noch ein Kriterium,  nach dem die Auswahl auf ihn gefallen sein könnte: Soziale Kompetenz ... soziale Kontakte, soziale Sensibilität, sozialer Bezug. Ich habe von solchen Fähigkeiten bei dem Mann nie etwas bemerkt. Ich hatte mit ihm zu tun, weil er einer der Betreiber der WCW-gallery in der Wilhelmsburger Mokrystraße ist. 2007 bewarb ich mich bei der neu gegründeten Galerie, um den Film „Rote Liebe von Rosa von Praunheim zu zeigen und das gleichnamige, von mir heraus-gegebene Buch vorzustellen. Die Reaktion der Mokry-Galerie: Keine. Ich bekam nicht mal eine Absage. Ich möchte auf Dauer niemandem böse sein, nur weil er nicht 30 Sekunden Zeit hat, auf eine mail mit einem knappen Satz zu antworten. Also besuchte ich später einige Male die Galerie, unterhielt mich mit dem Nicht-Maler und bloggte darüber und schrieb auch im w.i.r. (Will-helmsburger Insel-Rundblick).  Ich weiß nicht, ob es anderen Wilhelmsburger Künstlern gelungen ist, mit dem jungen Mann ins Gespräch zu kommen.  Ach ja, er kennt wohl die Leute von der „Kunstschute“ bei der HoFa. Für die hat er zumindest mal ein Projekt betreut. Mir fiel auf, daß er zu Lesungen, Poetry-Veranstaltungen, Ausstellungen, zu denen ich ihn diverse Male einlud, nicht ein einziges Mal kam. Am langen Anfahrtsweg kann es nicht gelegen haben, denn der Mann wohnt in der Nachbarschaft. 100 bis 150 Meter Fußweg sollten kein Hindernis sein. Also aus meiner Sicht trifft das Kriterium soziale Kompetenz auch nicht zu. Aus welchen Gründen wurde er dann für das Mal-Atelier ausgewählt? * Ich denke: Aus taktischen Gründen. Als Mieter/Betreiber der WCW-gallery hat er beste Kontakte u.a. zur Kulturbehörde. Die finanzierte nämlich die wcw-gallery ein oder zwei Jahre lang. Seit ca. einem Jahr passiert in den Räumen nichts mehr. Jedenfalls findet dort keine Ausstellung o.ä. mehr statt. Die Räume stehen quasi leer. (siehe auch mein Foto). Zurück zu meiner Argumentations-Kette: Also der Mann ist, trotz (m.E.) mangelnder Kompetenz auf mehreren Gebieten ein VIP (= very important person). Dies bedeutet, er hat Kontakte!!! Und Kon-takte haben wiederum die Leute von der Kunstschute („Makneta“), etwa zu IBA. Und genau DARUM geht es. Um Kontakte, verbunden mit der Frage: Wo kann man/Frau GELDER her bekommen?!!
* Bei diesem speziellen Fall der Atelier-Vergabe sind m.E. keine Kunst- oder pädagogische oder soziale Kriterien erkennbar. Es gibt altmodische Begriffe, die früher für solche Sachverhalte ver-wendet wurden: „Mauschelei“, „Vetternwirtschaft“  - „Privilegien-Wirtschaft“ klingt auch nicht übel, oder! Ich finde solche Wert-Urteile treffend, aber sehr hart. Und hart oder gar streng wollen wir doch nicht sein, gell?? Also nenne ich dieses Vorgehen, einem moderneren Sprach-Duktus folgend,  „post-sozial modern“.  „Post-sozial“ klingt nicht so krass wie „a-sozial“, oder! * „Post-modern“ kennen wir bereits – das Wörtchen ist jedoch allmählich ausgelatscht. Dagegen „post-sozial“ ... wie wärs damit?! Ich finde auch „egoistisch“ etwas altmodisch. POST-SOZIAL ...   trifft den Nagel auf – na Sie wissen schon! ...      

Keine Kommentare: