Mittwoch, 6. Juni 2012

Lektüre: "Das waren noch Männer - Die Cowboys und ihre Welt"

H.J. Stammel knüpft mit dem Buch-Titel an Klischee-Vorstellungen an, denen wohl die meisten Leser (einschließlich mir selber) unterliegen. Mit einer riesigen Fülle Anekdoten, Zeitungs-Notizen, Tagebuch-Aufzeichnungen usw. rückt der Autor das Klischee-Bild zurecht, erweitert es, aber es zeigt sich: So ganz falsch sind die Klischees vom besonders männlichen Cowboy nicht. Die Männer waren keine Heiligen, aber auch nicht die Säufer, Vergewaltiger, Räuber usw., als die sie in manchen Filmen und Groschenheften dargestellt werden. Im Gegenteil: Viele Cowboys gingen ausgesprochen respektvoll mit „dem anderen Geschlecht“ um, seien es Bürger-Töchter, Rancher-Frauen, aber auch Prostituierte gewesen. Ein ganzes Kapitel widmet H.J.Stammel dem „Sexualle-ben der Cowboys“  (S.93 – 117). Auch hier zeigt sich, daß der Autor gut recherchierte, das Leben und den Mythos geradezu wissenschaftlich erforscht. Dazu schreibt er spannend und lebendig. Natürlich gibt es fließende Übergänge zu anderen Männer-Gruppen im Westen, „Wilden Westen“ der USA, etwa den Soldaten, Trappern, Yankees usw. Als Indianer-Killer und skrupellose Betrü-ger schlimmster Art erwiesen sich manche Soldaten und deren Befehlshaber inclusive einiger Rinderbarone, Goldgräber, Banker usw. * Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, es ähnelt mehr einem spannenden Erzählungs-Band als einem wissenschaftlichen Werk. * Einiges wirkt aus heutiger Sicht nicht political correct.  Das Buch erschien erstmals 1970, wurde dann im Januar 1973 als rororo-Taschenbuch herausgegeben. * Im Internet finden sich eine Menge Hinweise auf den Autor, der u.a. allein zwischen 1956 und 1966 120 Western-Romane verfasste, meist unter Pseudonym. Auf Wikipedia finde ich diese Sätze: „Stammels Kunst besteht darin, dass diese entmythologisierenden Inhalte nicht trotz, sondern durch interessante Charaktere und packende Geschichten vermittelt werden. Golo Mann fasste dies folgendermaßen zusammen: „Ich bewundere die Art, in der Sie so überaus gründliche, wohl das ganze Material erfassende Studien mit einer so angenehm fesselnden, ja, recht eigentlich unterhaltenden Form der Darstellung verbunden haben.“ * Meine eigene Wahrnehmung ist geprägt durch unzählige Filme und TV-Serien. Da lese ich dieses Buch gerne als Korrektiv. ... Und zur Unterhaltung ...   *R.S.*   

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