Mittwoch, 22. Februar 2012

w.i.r. Februar-März 2012


Witzig, phantasievoll und mit einer gehörigen Portion Hintersinn liest sich der Beitrag von „Neues aus der IBA-Selbsthilfe-Gruppe.“ von Sigrun Clausen. Es geht um einen Psychotherapeuten, der sich an die WIR-Redaktion wandte, weil immer mehr Menschen in seine Praxis kommen, die unter dem nahenden Ende der IBA-Schirmherrschaft im Stadtteil leiden. Obschon ironisch (denke ich) zu verstehen, enthält der Bericht auch ein gutes Quentchen Wahrheit. Die Autorin vermischt Realität und Fiktion mit Fingerspitzengefühl zu einem literarischen Menü, das es in sich hat. * In Wil-helmsburg wurde ein „Anti-Rassismus-Bündnis“ gegründet. Katja Scheer behauptet: „Auch in Wilhelmsburg kennen wir die gesamte Bandbreite rassistischer Haltungen und Handlungen: Viel-schichtige Ausgrenzung der scheinbar Anderen, institutionelle Diskriminierung oder offen tätliche Angriffe.“ Leider nennt die Autorin + offenbar (Mit-)Initiatorin kein einziges konkretes Beispiel. Meinte sie vielleicht den -vor anderthalb Jahren- Rausschmiß türkischer Jugendlicher aus einer IBA-Veranstaltung („Akademie einer anderen Stadt“) durch Frau Vorköper? Es gibt Rassismus, aber ich frage mich, was eine politische Initiative dagegen bewirken könnte. Ich saß einmal vor dem Cafe Seu in der Veringstraße und hörte, wie am Nachbartisch ein Mann meinte, die „Gasöfen“ müssten „wieder angeworfen werden, um die Roma und Sinti zu entsorgen“. Sein Kumpel –beide Südländer- gab ihm, breit grinsend, recht. Ich mischte mich, vom Nachbartisch aus, ein, indem ich sagte, daß die Roma und Sinti allein schon durch ihr Äußeres Farbe in den Stadtteil brächten. Ich wurde offenbar mißverstanden. Nun machte sich der Mann damit wichtig, daß er sich als Bau-Unternehmer selbständig gemacht und gute Beziehungen zum HSV hätte. Mir fallen noch andere Beispiele ein. Ich wurde mal von einem Nachbarn (Mazedonier) in Gegenwart mehrerer Frauen in aggressivster Weise als Schwuler beschimpft. Der Anlaß: ich hatte mich bei dem Typen beschwert, weil mir sein laut bellender und durch die Wohnung tobender Kampfhund auf die Nerven ging. Ich bekam auch mal mit, wie er seine Freundin zusammenbrüllte, die vor ihm auf den Flur flüchtete. Zum Glück flogen die beiden irgendwann aus der Wohnung, da sie die Miete nicht mehr zahlten. Die junge Frau versuchte mir noch für einen ausgeliehenen Top-Bohrhammer Schrott anzudrehen. Eine Metall-Säge bekam ich nicht mehr zurück. --- Was ich andeuten möchte: Es gibt Rassismus und es gibt tatsächliche Unterschiede in den Lebens- und Denkweisen. Manche Menschen in diesem Stadtteil sind anders. Es gibt gewisse Andere, mit denen ich nichts zu tun haben möchte. Mir ist schon mehr als einmal Schwulenhaß aufgefallen. Und zwar nicht von Deutschen gegenüber Migranten, sondern umgekehrt. Über ein „Anti-Rassismus-Bündnis“ würden diese Männer nur lachen – falls sie überhaupt verstehen, was damit gemeint ist. * Der w.i.r Febr.-März bringt noch eine Menge anderer Informationen. Lest am besten selber oder schaut nach auf der Website www.inselrundblick.de *R.S.*

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