Dienstag, 6. Dezember 2011

MUT Nr. 528


Ich bekam die November-Ausgabe des im 46. Jahrgang erscheinenden "Forum für Kultur, Politik und Geschichte" geschenkt. Der Headliner des in A5 auf Hochglanzpapier gedruckten Heftes be-trifft die aktuelle Währungs- und Bankenkrise, Stichwort "Rettungsschirm" (S. 38-44). * Prof. Dr. Dagmar Schmauks bespricht das Buch "Die Angst der Woche" von Walter Krämer. Der in der Artikel-Überschrift zum Ausdruck kommenden Tendenz "Falsche Ängste - Die Panikmacher und ihre medialen Maschen" kann ich mich nur anschließen. (S. 7-17) * Ein sehr brisanter Artikel von Dr. Karsten Dustin Hoffmann (Künstlername? R.S.), der 11 Jahre lang in einem Bereitschaftszug der Hamburger Polizei tätig war, thematisiert "Das Geld der Roten Flora". Vom Autor liegt auch ein Buch dazu vor: "Rote Flora - Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksautonomen Zentrums in Hamburg". Hoffmann beschreibt die Geschichte der R.F. von ihren Anfängen im Sommer 1987 bis heute. * Peter Schütt, ehem. Kultur-Spitzen-Funktionäre der DKP, lebt als freier Schriftsteller in Hamburg. In seinem MUT-Beitrag "Bei Pionieren in einem verwüsteten Land" berichtet er von zwei Besuchen: Ostern und Pfingsten, in Mecklenburg-Vorpommern. Als deutschsprachiger Muslim war er mit einem Vertreter der Hamburger jüdischen Gemeinde und der Dialogbeauftragten der Christuskirche zu einer "interreligiösen Missionsreise" in "Deutschlands Nahen Osten" gefahren. Die kleine Gruppe landete in Bobzin, einer nach dem Zusammenbruch der DDR von 15000 auf 6000 Bewohner ge-schrumpften Stadt. Schütt schildert schnörkellos seine Eindrücke und Begegnungen mit einigen Menschen in der vom Verfall bedrohten Region. Er beschreibt präzis die spezielle Proble-matik: "Was uns heute zu schaffen macht, ist kein kämpferischer Atheismus, sondern eher ein Gewohnheitsatheismus, eine gänzliche Gleichgültigkeit gegenüber jeder Religiosität. Gott ist bei vielen unter die Schwelle der Konfliktfähigkeit gesunken. Religion gilt insgesamt als un-wissenschaftlich, als unnütz, als Sache für Spinner und Alte (S. 74). Diese Haltung demon-strierte besonders aufreizend ein Jugendlicher. Schütt weiter: "Diese Gleichgültigkeit gegenüber jeder Religion ist in meinen Augen die schlimmste Hinterlassenschaft der SED-Indoktrination. Es herrscht ein geistliches Vakuum. Die Gläubigen sind zu Fremden im eigenen Land geworden, sie sind die absolute Ausnahme und befinden sich in einer extremen Minderheitenposition. Diese spirituelle Leere ist in meinen Augen mitverantwortlich für die Verwahrlosung dieser wunderschönen Landschaft. ... die Menschen ... kümmern sich um nichts mehr und lassen Haus und Hof verfallen..." (S. 74). Der Autor ist kein Defätist und beschreibt auch feine, positive Ansätze in der Region. * Das Heft hat einen Umfang von 96 Seiten und enthält, neben anspruchsvoll wie verständlich geschriebenen Artikeln, zahlreiche Fotos von Kunstwerken unterschiedlicher Epochen (Malerei vor allem). das übersichtlich gestaltete Heft ist nicht kommerziell ausgerichtet (keine Reklame!!!) und, so scheint mir, kapitalismus-kritisch vom Tenor. : Das auf der Rückseite abgebildete Gemälde (Mathias Waske) parodiert ein bekanntes religiöses Bild-Motiv aus dem Mittelalter - "Die Geld-Schein-Heiligen" schieben sich (sic!) Geld-Scheine zu. * 12 €; www.mut-verlag.de MUT-Verlag, Postfach 1, 27328 Asendorf *R.S.*

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