Montag, 24. Oktober 2011

Jagdszenen aus Nordafrika


Sensationelle Bilder gehen um die Welt: Junge Männer kauern mit Siegerlächeln und gezückten Handy-Kameras über einer Trophäe. Unter ihnen liegt weder eine Gazelle noch ein Löwe, sondern der kurz zuvor exekutierte Staatschef Gaddafi. Eine wochenlange Hetzjagd ist zu Ende. Nicht die einheimische Bevölkerung mit Knüppeln und Trillerpfeifen, sondern NATO-Kampfflugzeuge trieben die lange gesuchte Beute vor die Waffen der "Freiheitskämpfer". * Laut SPIEGEL-TV wurde der Diktator per Kopfschuß umgebracht. Die Kommentatorin -die Be-zeichnung "Moderatorin" finde ich unzutreffend- schließt den Bericht mit der Behauptung, nur dem lybischen Volk stehe ein moralisches Werturteil zu. Wie bitte? Dürfen wir Lynch-Justiz nicht als das bezeichnen, was sie ist? * Ich meine: Gaddafi war ein Tyrann, der für barbarische Taten verantwortlich war. Einen zur Flucht unfähigen Gefangenen einfach abzuknallen ist aber ebenfalls barbarisch. * Was haben wir von diesem neuen (???) Lybien politisch zu erwarten? Wie soll ein demokratischer Wandel vonstatten gehen? Nach welchen Gesetzen? "Auge um Auge, Zahn um Zahn"? In der Zeitung las ich, daß die islamische Scharia eingeführt werden soll. + dann weiter mit Selbstbestimmung? Da der Sturz des Gadda-i-Systems nur mit massiver militärischer Hilfe von außen möglich war, darf bezweifelt werden, daß die USA, England, Frankreich etc. nun bescheiden zurücktreten. Mit den NATO-Kampfeinsätzen haben sich die beteiligten Länder in gute Positionen im Wettbewerb um die lybischen Bodenschätze und andere Marktanteile gebombt. Warten wir ab, wie die Rechnung für diese Unterstützung aussehen wird. *R.S.*

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