Samstag, 19. März 2011

Richard Florida - "Reset"


Florida, Jahg. 1957, gilt als weltweit einflußreichster Experte in Sachen Wirtschaftsgeografie. Der renommierte Ökonom ist ein gefragter Redner - und ein führender Kopf der amerikanischen "gentrification". In Deutschland genießt er bei vielen Gentrifizierern (nicht nur der IBA) Kultsta-tus. "Große Resets sind umfassende, grundlegende Umwälzungen der wirtschaftlichen und sozialen Ordnung und beschränken sich längst nicht allein auf ökonomische und finanzielle Er-eignisse. Ein echter Reset verändert nicht nur die Innovations- und Produktionsweise, sondern führt zu einer völlig neuen Wirtschaftsordnung" entnehme ich dem Klappentext. *
Ich kaufte mir das Buch, weil mich auch theoretische Hintergründe dessen, was ich seit 4 Jahren in diesem Stadtteil hautnah miterlebe. Floria bietet da einiges an Informationen. Alleredings geht er primär von us-amerikanischen Verhältnissen aus. Er analysiert die Krisen der ame-rikanischen Wirtschaftsordnung, die jeweils auch zu tiefgreifenden Änderungen des sozialen Gefüges führten, eloquent und in einer auch für den Laien verständlichen Sprache. Mit anderen Worten: Ein äußerst kompetenter Fachmann auf seinem Gebiet, der sei Wissen und seine Erfahrungen zu vermitteln weiß. * Ein zentraler Begriff bei Florida ist die "creative class". Er definiert diesen nicht explizit, aber bei der Lektüre kann ich mir einen Reim darauf machen. Er meint Künstler, aber auch andere Kreative in unterschiedlichsten Positionen: Designer, Programmierer usw., eine völlig unübersichtliche, mittlerweile ins Gigantische angewachsene Zahl von Menschen, die nicht mehr (auf vereinfachende Weise) der "produ-zierenden Klasse" (Arbeiter) zuzurechnen sind. Leider nennt Florida keine Künstler beim Namen, auf die er sich in besonderer Weise bezieht. Vielleicht gibt es in den USA keine, die sich in besonderer Weise auch theoretisierend mit gesamtgesellschaftlichen Bezügen auseinander setzen. In Deutschland haben/hatten wir Beuys, den Erfinder des Begriffs der "sozialen Plastik" und Protagonisten des "erweiterten Kunstbegriffs". Aufgrund der Lektüre kann ich nachvoll-ziehen, daß Florida auch in diesem Land ein gern gesehener Gast ist. Das amerikanische Modell läßt sich jedoch nicht einfach auf Deutschland übertragen. Es gibt gravierende Unterschiede sowohl im Werte-System als auch in den sozialen Organisations-Strukturen. Allerdings: Wir nähern uns mehr oder weniger leise us-amerikanischen Standards an. Ein Assimilations-Prozeß ist im Gang, der jedoch noch auf erhebliche Barrieren stößt. * Florida mangelt es nicht an Selbstbewußtsein - kein Wunder bei den Erfolgen, die er vorzuweisen hat. Eine gute (psycho-logische) Voraussetzung für noch mehr Erfolg. * 248 S., isbn 978-3-593-39125-0 *R.S.*

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