Montag, 28. Februar 2011

Eulenspiegel Februar 2011


Und noch eine Rezi - diesmal ohne größere Wenn's und Aber's.
Die Februar-Ausgabe des Eulenspiegel gefällt mir: Komisch, kackfrech, dreist, un- verschämt, stockdoof ... Ich hab ein paar Mal gebrüllt vor Lachen ... (vor allem bei der Comic-Geschichte "Jede Hand wird gebraucht" - Zwei Deutsche versuchen in Indien Facharbeiter anzuwerben...). Sowohl die Cartoons als auch die meisten Texte haben "es" "in sich". Rudolf Steiner würde ich zwar nicht so durch den Kakao ziehen - aber sonst... ::: Ziemlich spitzenmäßig! Ich hoffe, daß die nächste Ausgabe ähnlich scharf und satyrisch gnadenlos ist. Ich tippe mal, daß unser Verteidigungsminister sein Fett abkriegt. * Mich stört übrigens nicht, daß das Heft ossi-orientiert ist. *R.S.*

Publikationen von Jannes Tashiro


In den letzten Monaten erreichten mich zahlreiche Broschüren des in Kiel lebenden Japaners Jannes Kazzomi (vormals: Kozuomi) Tashiro. Ich verliere in dieser Papierflut allmählich den Überblick. Es gibt z.B. eine "Trilogie", bestehend aus "Brücke zur Liebe", "Brücke zur Zukunft" und "Das Buch der Erkenntnis"; 4 Publikationen zum Thema "Klima, darunter "Bedienungs-anleitung für den Menschen - ...? Märchen ?... zum evolutionären (ökologischen) Umbau der Gesellschaft"; 4 Publikationen aus der Serie "Zeitenwende"; außerdem eine vierteilige Reihe "Auflösung + Aktionsbücher" sowie die Serie "Neue Welt" (bisher 2 Publikationen, die dritte ist in Arbeit). Alle Hefte (DinA5) haben eine isbn-Nr., erscheinen im "allmende-verlag" und umfassen zwischen 16 (3,50 €) und 180 Seiten (18 €). *
Zur Serie "Neue Welt" gehört "Start ins Neue Zeitalter" (auf dem Cover falsch gedruckt). Das Vorwort beginnt so:
"Im vorliegenden Buch bekommt Unser Glück seine Existenzberechtigung zugesprochen. Des-halb soll unser Glück hier - einerseits sein Handwerk erlernen, um sich zu verteidigen und wei-terzuschenken. // Andererseits müssen wir uns mit dem "Unglück" (-im unglücklichen Zustand) und dem Unwohl-Fühlen - auf die Art und Weise befassen, daß möglichst wenig - von diesem Gegenteil des Glücks - eintrifft. // Als Erstes müssen wir untersuchen, durch welches Gefühl mein Glück entsteht und durch welches Gefühl Unser Glück. Am Ende wollen wir schließlich wissen, durch welches Gefühl Unser Glück zum universellen - zu allen Lebenden und Halb-Toten - Halblebenden und Toten Wesen liebevollen - Glück umzuformen sein müsste."
Ich finde diese Ausdrucksweise ungewöhnlich, aber noch relativ nachvollziehbar/verständlich.
"Kapitel I: Alles ist eins" geht so los:
"Alles ist eins" ist unser Gemeinschaftsgeist. ... .. ..!! ...!!. ..! Eins ist dagegen nicht Alles. // Alles ist aber sehr sehr selten eins, weil alles sehr einsam sein muß, und nicht eins. // Unsere Einsamkeit wird jetzt überall zu unserem Gemeinschaftsgeist (eins). // Unsere Einsamkeit wird zu unserem Wir (eins). // Unsere Einsamkeit ist ab hier ab jetzt mein und dein Wir (eins) !!! // Wir ist alles. Alles ist eins.! // Unsere Einsamkeit wird ab hier - ab überall - ab heute und ab jetzt unser Alles. - Unser Alles muss ab heute - ab hier eins sein."
Hier habe ich bereits einige Schwierigkeiten, dem Autor in seiner sprunghaften, impulsiven Argumentationsweise zu folgen. Die suggerierte Zwangsläufigkeit etwa des "Alles muss ab heute - ab hier eins sein." kann ich nicht nachvollziehen. Wieso "muss" hier etwas??
"Kapitel II: Mir ist alles" beginnt folgendermaßen:
"Die Mir!"s rufen in ihrer sehr einsamen, sehr sehr einsamen selbstbezogenen = egoistischen / sehr einsamen Selbstbezogenheit, weil uns vor Hunderten von Jahren uns verlassen hat. - Uns existiert seit Jahrhunderten gar nicht mehr, weil unser nur mir hilft, niemals = überhaupt nimmer mehr uns. // "Mir!" ist fettgeworden, während wir sehr dünn und mager wurde. - "Mir!" hat sich seit Jahrhunderten fett gemästet, um unser auszubeuten. // "Ich!" bin - ab hier und ab jetzt - nicht mehr "mir!" zugetan, "Ich!" bin ab Hier - ab jetzt unser freundlich, damit mir sehr bald überall nichts zu sagen hat."
Ich finde die Personalisierung des Dativs in "Mir!" und 'uns' irgendwie witzig bzw. originell; zugleich empfinde ich die Darlegungen zunehmend als irrational bis abstrus.
Über weitere Kapitel mit zumeist abstrakten Überschriften wie "Erleuchtende, auflösende Augenblicke", "Trauma als solches", "Scham", "Leben ohne Mitte", "Mitte", "Weite" geht es in einem dauernden Crescendo quasi-religiöser bzw. esoterisch-wirrer Auto-Suggestionen über Mehrfachnennung des Kapitels XIII mit unterschiedlichen Überschriften (:::Unaufmerk-samkeit!!) über "Liebende liebende liebende Liebe" schließlich zum finalen "Kapitel XXI: Hellsichtigkeit", welches so beginnt:
"Ich will EUCH ein wenig Hellsichtigkeit beibringen, damit DU verstehst, wer ich bin! * (Fußnote * : als "es".) // "Als es" bin ich es, und als "Ich bin" bin ich es es. es es ist ein be-sonderes Tier - im hier und jetzt - in Dir, das Tier, das sich "Dein guter Riecher" nennt... . // es es ist nicht SS, sondern es es ES es ES es eS usw. Die Informationskette des Wahrhaften es es ES es ist es es. // ES es ist nicht mehr SS, der Nazinazi-Offizier. Es es ist es es. // Denn SS war das Ende des es durch Aggressionspotential = und Ungerechtigkeit! es es ist die Men-schenliebe = Mitgefühl = Nächstenliebe für alle überall - ab jetzt und hier!"
-- usw. usw. ---
Ich schreibe diesen Blog, weil ich Jannes seit fast 20 Jahren freundschaftlich verbunden bin. Ich sehe in Fleiß und Beharrlichkeit wichtige Eigenschaften für jeden Künstler und Schriftsteller. Was Jannes betrifft, bin ich mit Ratschlägen und Dialog(versuch)en ziemlich am Ende. Ich publizierte bereits in den 90-er Jahren mehrere Rezensionen, ja Verrisse seiner Bücher (mehrere hundert Seiten dick damals) - ich weiß nicht, ob er sie überhaupt las. * Ich meine über Jannes mir bekannte schriftstellerische Arbeit sagen zu dürfen: Seit den frühen 90-er Jahren enthalten sie das schwerwiegendes Manko, daß sie innerhalb kürzester Zeit geschrieben und publiziert werden. Die Themen, die er in seiner originellen und bisweilen witzigen ja komischen (unfreiwillig komischen?!!) Weise angeht, sind von hunderten, ja tausenden anderen Autoren bereits behandelt worden. Nur: Jannes kümmert sich nicht darum. Diesem Autor geht es offenbar vor allem um "Authentizität". Er schreibt aus dem Bauch heraus. Er scheint nicht zu spüren, daß er sich immer wieder vergaloppiert - er empfindet das, was er zu Papier bringt, in dem Moment wohl jeweils als "echt" und "wahr". Diese "Authentizität" ist bis zu einem gewis-sen Grade löblich und "gut" - aber sie hindert ihn daran, sich weiter zu entwickeln. Meines Erachtens gibt es für keinen Autor eine Weiterentwicklung in schriftstellerischer Hinsicht, wenn er nicht auch andere Autoren liest - ihren Stil, Ausdrucksweisen, Handhabung der Sprache, Verständnis bestimmter Begriffe usw. studiert. Da mag er noch so viel schreiben. Wer publiziert, sollte nicht nur an das eigene Erleben denken, sondern auch versuchen, sich in die Situation potentieller Leser zu versetzen. * Viele von J.'s Veröffentlichungen sind zudem schlecht redigiert.
Wer mehr über Jannes Kazzomi Tashiro erfahren und seine Hefte kaufen möchte, besuche ihn auf seiner Website: www.wege-zum-urvertrauen.de *R.S.*

IBA meets IBA


Momentan gibt es nicht nur die Internationale Bauausstellung in HH, sondern zeitgleich auch die IBA Fürst Pückler Land (Brandenburg), und die IBA Stadtumbau (Sachsen-Anhalt). Für 2020 ist eine länderübergreifende IBA Basel (Deutschland, Schweiz, Frankreich) geplant. Intensiv angedacht werden außerdem eine IBA Berlin (die dritte!), eine IBA Frankfurt Rhein-Main und eine IBA Heidelberg ("Wissenschafts-Region Rhein-Neckar"). Mit anderen Worten: Das ursprünglich besondere Format IBA (von 1901 - 1957 gab es gerade mal 3 Internationale Bauausstellungen) wird inflationär ausgeweitet. Uli Hellweg, Hamburger Geschäftsführer, der 2007 erstmals ein "Labor" "IBA meets IBA" initiierte, sieht die Gefahr einer Anhäufung von IBen: "bedroht von einer Überforderung ihrer Ansprüche, von thematischer Beliebigkeit oder auch von medialer Nichtbeachtung" (S. 10). Da aber bereits erhebliche Mittel in die an-gedachten Großereignisse investiert wurden, ist nicht davon auszugehen, daß diese Vorhaben gestoppt werden. Zudem die Ausweitung auf das benachbarte Ausland erst recht den Ehrgeiz und die Profilierungssucht maßgeblicher Politiker wie auch Architekten und Landschaftsplaner angestachelt wird. Die Chance, die Marke "IBA" grenzüberschreitend aufzublasen, dürfte, trotz warnender Stimmen, in den nächsten Jahren weitgehende Resonanz in Germoney finden. Davon gehen offensichtlich auch die Hamburger Verantwortlichen aus, die nicht ohne Grund die Text-Sammlung zweisprachig (englisch/deutsch) drucken ließen. *
Das 128 S. starke Buch enthält, neben Beiträgen diverser Fachleute aus dem In- und Ausland, auch ein "Memorandum zur Zukunft internationaler Bauausstellungen". Darin werden explizit "10 Empfehlungen zur Durchführung ..." formuliert. Mir kommen erhebliche Zweifel, ob diese Formulierungen das Papier wert sind, auf dem gedruckt wurden. Im "Memorandum"-Kapitel (S. 66-73) lese ich: "In jeder IBA ist die Qualität an jedem einzelnen Projekt zu überprüfen ..." (S. 71). Eine Seite weiter heißt es: "Die Durchführung einer IBA ist eine Selbstverpflichtung zu Qualität". Es ist zum Lachen. Ich führte von 2007 bis 2008 ein Jahr lang mit erheblichem Aufwand die von der IBA finanzierte "Wilhelmsburger Busgalerie" durch. Obwohl dort einiges auch schief ging, gab es zum Ende des Projekts keinerlei Aufbereitung in Form eines Gesprächs oder wie auch immer seitens der IBA. Kein Sterbenswörtchen war das Projekt, dem Frau Theis anfangs noch großspurig "Modell-Charakter" bescheinigte, den Verantwortlichen mehr wert. Ähnliches gilt für andere Projekte anderer Künstler. Nicht daß die IBA nicht bewertet ... DAS tut sie ständig. Etwa indem die "Busgalerie" in dem Buch "Kreativität trifft IBA" totgeschwie-gen wird. Gleiches gilt für die Wanderausstellung des "KWW", mit offizieller Trägerschaft des Kunstbüro Wilhelmsburg - siehe frühere Blogs. Und dies, obwohl ich eine mehrseitige, äußerst detaillierte Beschreibung und (kritische) Qualitäts-Prüfung an die IBA schickte. Dies macht einmal mehr deutlich: Die IBA Hamburg instrumentalisiert KünstlerInnen und Kultur-schaffende für ihre Zwecke, nimmt sie aber als Projekt-Partner nicht ernst. So gesehen ist die fromme Formulierung von der "Selbstverpflichtung zur Qua-lität" eine hohle Phrase. Man ahnt auch, weshalb: Die IBA Hamburg kritisiert nicht öffentlich, weil sie sich nicht in die Karten blicken lassen möchte. Auch deshalb, weil sie, umgekehrt, selber nicht kritisiert werden will. Qualität hat jedes Ding, jedes Projekt - fragt sich nur welche. Das Zurückhalten von Kriterien ist übrigens ein typisches Merkmal staatlicher Kulturförderung im Allgemeinen und von neueren neoliberalen Tendenzen im Besonderen. * ISBN 978-3-86859-073-9 *R.S.*

Samstag, 26. Februar 2011

Puppentheater


Anbei 3 Schnappschüsse vom Puppenbau-Kurs gestern abend.
Der nächste Termin ist der 11. März (Freitag) von 16 Uhr 30 bis 20 Uhr.
Ort: treffpunkt.elbinsel, Fährstr. 51A.
Material zum Puppenbauen ist vorhanden.
*R.S.*

Freitag, 25. Februar 2011

Adrienne Göhler "...und sie bewegen sich doch!"


Daß wir Bewegungsfreiheit haben und viele davon Gebrauch machen, ist zweifellos so. Die Frage lautet jedoch: WOHIN bewegen sich Menschen? Und: Woher nehmen sie die KRAFT zur Bewegung?
In ihrem Essay "...und sie bewegen sich doch!" (IBA-Buch "Kreativität trifft Stadt" S. 212-220) sprudelt es aus der Autorin nur so heraus. Den überaus lockeren Erzählstil, die Eloquenz und geschliffene Sprache lernte ich bereits anderswo kennen (siehe früherer Blog). Hier werden schwergewichtige Inhalte mit Leichtigkeit zu einer brillanten journalistischen Arbeit inein-ander gefügt. Wie eine Zauberin fischt Adrienne Göhler am Ende ihrer überbordenden, insgesamt gutsortierten Argumentationsketten ein Lieblingsthema aus dem Ärmel: Das "be-darfsunabhängige, bedingungslose Grundeinkommen". Die Forderung nach dieser Grund-sicherung, die sie als "Gegenentwurf zu Hartz IV" und zu "Scham und Würdelosigkeit" bezeichnet, rückt die Autorin in ein überaus sympathisches Licht. Nur: Es hapert dabei mit der Logik.
A.G. argumentiert von einem "Kreativitäts"-Begriff aus, der einer strengeren Prüfung nicht standhält. Sie behauptet (S. 219): "Denn Existenzangst ist die große Gegenspielerin der Kreati-vität". Es gibt eine ganze Reihe Beispiele aus der Kunst- und Kultur-Geschichte, die eher für das Gegenteil plädieren: Daß nämlich Existenzängste Energien freisetzen und geradezu ein Motor für Kreativität sein können. Die Lebensgeschichte von van Gogh ist bestens bekannt; auch Michelangelo, Strindberg, Artaud sind Beispiele von Menschen, die gerade durch Krisen hindurch zu besonderer Kreativität angespornt wurden. Auch Josef Beuys, der in jungen Jahren eine Zeit in der Psychiatrie verbrachte, und Niki de Saint Phalle, die als junge Frau in einer Nervenklinik untergebracht war und trotzdem (oder: gerade deshalb?!) ein phantastisch-großartiges Frühwerk schuf, weisen in eine andere Richtung. Sie belegen, daß (Existenz-)Ängste und persönliche Krisen Kreativität nicht verhinderten oder erstickten, sondern, im Gegenteil, beförderten. Ich möchte nicht dogmatisch werden und behaupten, daß Kreativität ohne Exis-tenzängste nicht entstehen kann. Ich meine jedoch, daß die Autorin es sich zu einfach macht. Bereits auf S. 212 argumentiert sie in einer Weise, die verführerisch und tendenziös vereinfa-chend ist: "Der Feind jeglicher kreativen Veränderung von Gesellschaft ist das Denken in Standard- und Ewigkeitslösungen, das Denken entlang der Machtlinien von getrennten, erstarrten Ressorts, Ordnungen und Hermetiken ..." Das stimmt zwar irgendwie - aber gleichzeitig ist bemerkenswert, wie es Menschen immer irgendwie gelingt, erstarrtes Denken, verkrustete Macht-Apparate und Betriebe aufzubrechen. Dies ist gerade das Wesen von Kreati-vität: Trotz der Widerstände und Ignoranz einer auf bewohnten Bahnen verharrenden Gesellschaft schöpferisch zu werden. * Leider redet A.G., wie übrigens auch Richard Florida (zuletzt "Reset", Campus-Verlag), auf den sie sich bezieht, gerne abstrakt von "Kreativität", ohne ihr Augenmerk auf Menschen zu richten, die in beispielhafter Weise auf diesem Gebiet tätig sind oder waren. Die Autorin paßt, auch wenn sie sich scheinbar gegen Städtebauplanung von Oben wendet (S.220: "... daß das bedingungslose Grundeinkommen ein interessanter Beitrag gegen Gentrifizierung sein könnte"), perfekt zur IBA. Dort macht sich nämlich auch niemand die Mühe, sich eingehender mit der Vita, den Idiosynkrasien, den selten normaler Logik folgenden Biografien von Künstlern zu befassen. Dort suchen sie sich das heraus, was bequem in ihr Kalkül paßt: Vorzeigbare Produkte, kompatible Künstler - der Rest: Alles Prob-lematische, Ungeglättete wird einfach totgeschwiegen, unter den Tisch gekehrt. *R.S.*

Aus meinem Tagebuch

Dienstag, 22. Februar 2011

Sozial-Romantik contra IBA?

Ein Bekannter schickte mir einen älteren Artikel (2009), der sich kritisch mit Gentrifizierung und IBA befasst. Brigitta Huhnke überschreibt ihre Ausführungen mit "Wild-West in Wil-helmsburg. Kitsch oder gegenkulturelle Intervention?..." Die Überschrift erstaunt mich: "Wild-West..."? Wo geht es auf der Elb-Insel "wild" zu? Ein paar Wandschmierereien, kritische Artikel (selten) und ab und zu Demos ... Von Wildheit spüre ich wenig. Die Autorin baut ein Klischee auf, bestehend aus ideologisch gefärbten Paradigmen. Sich selber beschreibt sie als "geschockt, wie wenig Empathie gegenüber den Hauptbetroffenen, den Anderen, den Einwander_innen und den einheimischen Armen in Wilhelmsburg vorhanden zu sein scheint." ::: Die "armen"Armen und die "armen" Einwanderer - ich kann es nicht mehr hören. Wer hier lebt, weiß, daß eine Menge getan wird für die "Armen" und die "Einwanderer". Es stellt sich die Frage, wieweit die Autorin diesen Stadtteil überhaupt kennt. Sie nennt kein einziges Projekt, weist nicht ein Beispiel von "Vertriebenen" auf. Sie bedient mit abstrakten Parolen die Tränendrüse und macht Stimmung. * Die Autorin behauptet, "Gentrifizierung" werde "auch und gerade mit Hilfe sogenannter Subkulturen" durchgesetzt. Wen oder was meint sie mit "sogenannten Subkulturen"? Je länger ich mich mit dem Aufsatz befasse, desto klarer wird mir, daß die Autorin noch nie in Wilhelmsburg war, oder so selten, daß sie auf Klischees und Vor-urteile zurückgreifen muß, um etwas auszusagen.
Ich empfinde es als Diffamierung, daß sie pauschal Künstlern/Subkulturen unterstellt, sich vor den Karren von Gentrifizierern spannen zu lassen. Es wäre wünschenswert, wenn Frau Huhnke nicht nur Empathie für die "Armen und Einwander_innen", sondern auch für Künstler und "sogenannte Subkulturen" entwickeln würde. Sollen die sich von Luft ernähren? Die IBA hat quasi ein Monopol über Kunst-Förderung auf der Elb-Insel. Obwohl ich inzwischen aufgrund persönlicher Erfahrungen (siehe frühere blogs) Distanz zur IBA wahre, gestehe ich jedem Künstler, jedem subkulturell Orientierten zu, eigene Erfahrungen zu sammeln. In meinem Freundes- und Bekannten-Kreis sind sowohl Gegner als auch Leute, die sich mit der IBA arran-gieren. Ich finde das oke. Es KÄME darauf an, Alternativen aufzubauen: Andere Geldquellen aufzutun etc. Davon ist nichts zu sehen. Jeder ist unzufrieden und wird neidisch, wenn einer mal ein paar Euro bekommt. Die Kommunikation von Künstlern, sub- und hoch-kulturell Orientierten untereinander ist äußerst schwach. Das war auch schon so, bevor die IBA auf den Plan trat.
Als offenbar endgültig erblindet erweist sich Frau H. mit dieser Forderung: "Um zu verstehen, was hier in Hamburg läuft, sollten wir kurz nach New York schauen..." WIE BITTE? Wer verstehen will, was hier passiert, mache sich am besten vor Ort schlau - und lese außerdem ein paar Bücher, z.B. über Gentrifizierung. Um die IBA zu verstehen, ist es auch nicht verkehrt, deren Bücher zu lesen ... * Nein danke, wir brauchen keine Belehrungen von außerhalb. Wir haben genug mit der Situation hier zu tun.
Ich halte die Ausführungen der Autorin für pure Sozial-Romantik, ja -Kitsch. *R.S.*

Abendessen und Lesung mit Peter Schütt


Ein relativ kleiner Kreis machte sich einen vergnüglichen Abend im WESTEND. Rose und Anni hatten wieder mal großartig vorbereitet - es gab Hähnchenkeule mit Kartoffeln, Erbsen und Möhren. Anschließend diverse Sorten Kuchen, von Rose gebacken. Für die erwarteten Gäste von der "Zomia"-Bauwagen-Gruppe war vegetarisches Essen zubereitet worden - von den Leuten ließ sich aber niemand blicken. Es gab auch keine Absage. Vielleicht sind 10 Minuten Fußweg auch zu weit und eine Mail zu schicken zu aufwendig. Naja, so sammelt man Erfahrungen.
Peter las bisher unveröffentlichte Texte, darunter eine semifiktionale Erzählung von einem Weltkongreß religiöser Vereinigungen, auf der die Hochzeit von Papst Johannes Paul gefeiert wurde. In einem anderen Text ging es um Angela Davis, ehemalige "Black Panther"-Aktivistin und einst Ikone der deutschen Studentenbewegung. Was ich nicht wusste: Angela ist überzeugte, ja fanatische Veganerin. Peter kannte Angela Davis und ihre Familie noch aus den 60-er Jahren, als er sich im SDS engagierte und A. in Frankfurt studierte. Der Autor hätte mehr Gäste verdient gehabt. Ich denke, Literatur ist nicht spektakulär genug, um mehr als zwei Handvoll Interessierte anzulocken, darunter vier Wilhelmsburger. Das ist nicht neu - in den 90-er Jahren kamen zu den Kunstbüro-Lesungen selten mehr als 10 Gäste. Aber wie heißt es (wieder mal) so schön: Klasse geht vor Masse. *R.S.*

Wahlen in Hamburg (2)

Die von mir gewählte Protest-Partei, die Piraten, kamen auf 2,1 % (Abendblatt). Immerhin. Die Grünen gingen mit ihrer Strategie baden, durch den Rückzug aus der Regierung Neuwahlen zu erzwingen und dann gestärkt weiterzuregieren. Das freut mich. Zwar legten sie insgesamt ein wenig zu, aber Hauptsache ist:Ihre Macht wurde etwas beschnitten. Was ich an Kultur-Politik in den letzten Jahrzehnten von den Grünen/GAL mitbekam, ist der reine Offenbarungs-Eid. Bei denen sind Qualität und political correctness offenbar identisch bzw. beliebig austauschbar. Ihnen bleibt immer noch genügend Platz und Rückhalt zum Kuscheln. In Wi.burg bekamen sie sogar noch 7,9 %. Eigentlich erstaunlich.
Wir brauchen nicht Leute, die alle paar Jahre ihre Kreuzchen machen (diesmal waren's schon 20!), sondern Menschen, die im Alltag ihren Mund auftun und in der Lage sind, kontrovers zu diskutieren. Daran mangelt es ganz erheblich. *R.S.*

Montag, 21. Februar 2011

Was macht eigentlich ...?


2008/2009 war ich ein halbes Jahr lang mit eigenen Zeichnungen und Gemälden Gast in Günter Jordans Wohnung in der Fährstraße (siehe meine Blogs vom 12. und 17.10.2008). Von ihm selber waren mehr als 200 Postkarten ausgestellt, die er während eines Knastaufenthaltes angefertigt hatte. Günter hatte gerade 4 von 5 Jahren Gefängnis wg. Drogendelikten abge-sessen. Die restlichen Monate waren zur Bewährung ausgesetzt. Für mich war das Gastspiel eine ungewohnte, aber anfangs interessante Erfahrung. Ich organisierte Lesungen u.a. Veranstaltungen, darunter mehrere Abendessen. Es zeigte sich bald, daß Günter weder die Bewährungsauflagen noch seine Situation sonderlich ernst nahm. Bevor er morgens die Medikamente einnahm, die ihm von einer Ambulanz verabreicht wurden, floß bereits der Alkohol. Unsere Veranstaltungen waren schnell zweigeteilt. Im Wohnzimmer trafen sich Kunst- und Poesie-Freunde, in der Küche war Drogen-Party. Ich half derweil Günter bei seinem Versuch, sich als Pizzabäcker selbständig zu machen. Vergebliche Mühe ... Im April war dann Schluß. G. zerstörte ein ca. 1,80 x 1,25 m großes Gemälde von mir und warf es in den Müll. Die seltsame Begründung: Das Bild -es zeigte einen Mann beim Zeitunglesen- hätte ihn "paranoid" gemacht. Günter tauchte später noch ein paar mal auf, um sich Sachen auszuleihen. Ich bekam sie auch zurück. Eine psychotische Bekannte erzählte mir, daß sie G. 100 € gab, damit er Pillen sammelte - für einen Freund, der Suizid begehen wollte. Von mir darauf angesprochen, bagatellisierte G. die Sache. Es handele sich hier um ein "Geschäft" - und das sei völlig normal. Zum Glück kam es nicht zum Selbstmord. * Im Herbst letzten Jahres war Günter inzwischen so weit heruntergekommen, daß er durch die Intervention eines Freundes in einem "betreuten" Wohn-Projekt in Bienenbüttel untergebracht wurde. Kürzlich erzählte mir M., daß G. per Beschluß für 7 Jahre in die "Geschlossene" eingewiesen wurde. Die genauen Gründe kenne ich nicht, kann sie mir aber denken. Mein Mitgefühl hält sich in Grenzen. Wer für sich selber keine Verantwortung übernimmt und darüber hinaus andere Menschen gefährdet, bei dem sind liberale Maßnahmen fehl am Platz. Eine ganz böse Sache war für mich auch, daß Günter Nachbarn wg. Heroin-Handels bei der Polizei denunzierte. ::: Wer Dreck am Stecken hat, sollte vor der eigenen Türe kehren und bei sich selber Ordnung schaffen. Der Mann bräuchte eine Therapie - die Frage ist nur, ob er sie annehmen kann. * R.S.*

100 Streifzüge


Im November 2010 erschien das Buch "100 Streifzüge - Private Förderung im Hamburger Kulturleben". Es wurde herausgegeben von der Elsbeth Weichmann Stiftung e.V. und dem KMM (Institut für Kultur- und Medienmanagement). Das im Format 28,5 x 21,3 cm gedruckte Kompendium ist reich mit Text und Bildern ausgestattet und von herausragender Qualität - 1 a professionell. Hier ist die "creme de la creme" hiesiger Stiftungen und Fördervereine versammelt (Montblanc Kulturstiftung, Hapag-Llloyd AG, Gruner + Jahr AG, J.J.Darboven GmbH & Co.KG, Alfred Toepfer Stiftung, Ernst Barlach Haus Stiftung Hermann F. Reemtsma, Das klingende Museum, Fabrik der Künste, Sammlung Falckenberg - um nur einige zu nennen). Daß mein Verein, der "Förderkreis Wilhelmsburger Kunstbüro e.V.", hier auf zwei Seiten vertreten ist, freut mich ungemein. Wir fühlen uns in bester Gesellschaft - auch wenn in dem Buch, in überwiegender Mehrzahl, Institutionen und Vereine präsentiert werden, die in einer ganz anderen Liga spielen - mit denen wir weder personell noch etatmäßig mithalten können. * 256 S., ISBN 3-9813044-0-4, Auflage 1000. R.S.

Samstag, 19. Februar 2011

Markus Lüpertz


Ich staune: Aus Düsseldorf erreicht mich die Einladung zu einer Ausstellung mit Bildern und Skulpturen von Markus Lüpertz. Weder kenne ich die "Geuer & Breckner Galerie" (Altestadt 6 & 7, 40213 Düsseldorf; Mo-Fr 10-18 Uhr) noch hatte ich je persönlichen Kontakt zum Künstler. Ich empfehle einen Ausstellungs-Besuch (26.2.-25.3.) "blind". Lüpertz ist für mich einer der wenigen großen lebenden Künstler. Nicht weil er alle Kriterien erfüllt, die mit dem abgedroschenen Wort "professionell" verbunden sind. Ich sehe in dem Mann auch einen Dichter und Theoretiker, der etwas zu sagen hat und mir zu denken gibt. *R.S.*

t-shirt des monats (2)


Hier mein zweites T-Shirt, das sich mit dem Thema "Kreativität" befasst und aus aktuellem An-laß auf die IBA bezogen ist. Es hängt in meinem Schaufenster Otterhaken 8.
Das Motiv fand ich auf einer alten Reklametafel aus den 50-er/60-er Jahren. Der Name des Cartoonisten war leider nicht angegeben. Ich änderte die Zeichnung etwas um.
::: Maßgebliche IBA-Leute artikulieren sich äußerst ambitioniert und ehrgeizig zum Thema. Der klare Blick fehlt ihnen trotzdem
meint
AUGENZWINKERND
R.S.

Freitag, 18. Februar 2011

Kommunikation oder Kommunikaze


Letzten Sommer lud mich ein Freund ein, mich aufs Internet-Forum FACEBOOK zu begeben. Ich vertröstete Erich. Vor Kurzem erreichte mich die nächste Anfrage, diesmal von Klaus B., dem "schönen Klaus", einem Kunst-Maler mit farbiger Vergangenheit. Nun weiß ich nicht ... Bei Klaus erbat ich mir Bedenkzeit. * Der VORTEIL an Facebook (+ anderen Internet-Foren) scheint mir zu sein: ich finde auf diesem Weg mehr Besucher für meine Website und Leserinnen meiner Blogs. Andererseits: Ich befürchte, mit mails etc. so zugedeckt zu werden, daß ich jeden Tag mindestens eine Stunde brauche, um mich freizuschaufeln. * Das erste Mal hörte ich von der Internet-Plattform von einem Typen, der wie ich bei SBB arbeitete. Er schwärmte von Facebook, als sei er frisch verliebt. Der junge Mann erwies sich dann später als die dämlichste Pfeife, mit der ich in dem Beschäftigungsbetrieb zu tun hatte. - Mein Website-Gestalter Tobias gehört auch zur Facebook-Community. Er scheint zufrieden zu sein - zumindest weiß er sich vor Reaktionen kaum zu retten. * Nix gegen Kommunikation ... ich versuche Menschen ernst zu nehmen als Projektions-Flächen und Austausch---::::Partner. * Nun weiß ich immer noch nicht ... Es mangelt mir nicht an Freunden und Bekannten - DIE kenne ich persönlich. Wir sehen uns nicht jeden Tag, aber: Es sind real existierende Menschen. Und nicht virtuelle Gespenster. * Ich habe ein paar Projekte am laufen ... Das wichtigste dabei ist mein Kunstbüro-Verein, und die damit verbundenen Veranstaltungen (nächsten Dienstag, 22.2., ab 18 Uhr unser Abendessen im WESTEND, Vogelhüttendeich 17; anschl. ab 19 Uhr 30 Lesung mit Peter Schütt). Vielleicht kommen über Facebook auch mehr Besucher zu unseren Veranstaltungen? * Naja, ich bin Künstler. Das bedeutet für mich: Klasse kommt vor Masse. Der Einzelne zählt. *** Ich brauche einen freien Kopf und klaren Blick. *** Ende des Monats werde ich mich entscheiden. *R.S.*

Mittwoch, 16. Februar 2011

Vier Tage vor der Wahl


HELAU! -??- Ist es denn schon so weit? Rosenmontag ist doch erst am 7. März! Da hat sich einer aber einen Scherz erlaubt. Richtig so! meint der Blogger. Man muß die Grünen ernst nehmen - aber vielleicht könnte Frau Hajduk mal in die Bütt steigen? Aber: Von der Elbe bis nach Aachen, wo jährlich der "Orden wider den tierischen Ernst" verliehen wird, ist es eine ziemliche Strecke. * Ich fotografierte das subversive Pappnasen-Plakat in der Fährstraße. *R.S.*

Dienstag, 15. Februar 2011

Metropole Hamburg

Kaum wird's kälter und ungemütlich - DAS hatten wir doch schon, ich schrieb bereits darüber - also kaum liegt ein Häufchen Schnee und es friert, ist der HVV wieder überfordert. Die Strecke zwischen Wilhelmsburg und Hbf (S3 bzw. 31) scheint prädestiniert für Ausfälle. Vielleicht liegt es am besonderen Klima der Elb-Insel? Wie gut, daß einige Busfahrer gewisse "Unzulänglichkeiten" ausbaden, sprich: Die Busfahrerin im Schienenersatzverkehr war jedenfalls ausgesprochen freundlich.
Piraten an die Macht? *R.S.*

Montag, 14. Februar 2011

Nicht vergessen - Peter Alexander


In jungen Jahren verkörperte Peter Alexander für mich so ziemlich alles, was ich ablehnte: Lausbuben-Gesicht, deutscher Schlager, harmlose Witze, heile Welt, Glamour, Erfolg bei der breiten Masse, konservative Grundhaltung. Seine Filme schaute ich mir nicht an, kam ein Lied von ihm im Radio, drehte ich einen anderen Sender rein. Ich brauchte viele Jahre, um meine Ressentiments loszuwerden. Heute schaue ich mir seine Filme an, um den perfekten Rollenspieler zu erleben und mich von seiner guten Laune anstecken. *R.S.*

Freitag, 11. Februar 2011

Wahlen in Hamburg


In den 90-er Jahren montierte ich ein Foto aus einem Piraten-Film (Polanski?) mit dem Kon-terfei einer berühmten Dressur-Reiterin zu einer Collage. Hoffnungsfroher Titel: "Mehr Leben - Vom Ende der Dressur".
Übernächsten Sonntag wird in Hamburg über die Zusammensetzung der Bürgerschaft und der Bezirksversammlungen abgestimmt.
Am Mittwoch drückte mir ein junger Mann den "Kaperbrief" der Piraten-Partei in die Hand. Die 8 Seiten umfassende Broschüre enthält Gedanken und Ideen, die mir sympathisch sind. Die Förderung nach "transparentem Staat" liest sich gut. Es geht PRO freie Meinungsäußerung und gegen Zensur. Konsequenterweise solidarisieren sich die "Piraten" mit WikiLeaks. Diese Internet-Plattform verursacht mit der Veröffentlichung militärischer Geheimnisse der USA immer noch einen Riesenwirbel. In einem anderen Artikel setzen sich die Piraten kritisch mit der Hamburger Wohnungs-Politik auseinander, Stichwort "Gentrifizierung". Auch hier sammeln sie bei mir Pluspunkte.
Nicht wählbar sind für mich die Grünen, für die ich mich viele Jahre engagierte, angefangen in den 70-ern, als sie noch als "BI's gegen Atomkraftwerke" auftraten. In ihrer offenbar unausrott-baren Gier nach MACHT-nochmehrMACHT sind sie zu einer Mainstream-Partei verkommen, von deren einstiger Fundamental-Opposition nichts mehr zu spüren ist. Wenn man die giganti-schen Baumfäll-Aktionen in Wilhelmsburg sieht (2500?, 3000 Bäume?), die von der IBA, aber vor allem der igs durchgeführt wurden/werden, und zwar mit voller Rückendeckung durch die grüne Ex-Umwelt-Senatorin Hajduk und ihrem Anhang, kann ein naturliebender Mensch nur schreiend davonlaufen - oder resignieren?
Was mich zuletzt davon abhielt, zur Wahl zu gehen, war die Einsicht, daß es uns nicht an Politikern oder Parteien fehlt, für die der Bürger alle paar Jahre sein Kreuzchen machen kann. Stattdessen bräuchten wir mehr Menschen, die im Alltag ihren Mund aufmachen. Ich bin politik-müde. Ich fühle mich bei meinem täglichen Engagement, auch für künstlerische Projekte, schon lange von keiner Partei mehr vertreten.
Immerhin: Die "Piraten" sind es wert, sich zumindest ein paar Gedanken zu machen. Sie sprechen, last but not least, eine romantische Ader in mir an.
Die Gesamtliste ihrer KandidatInnen, die mir in der von der Stadt verschickten Broschüre "Musterstimmzettel" vorliegt, führt 26 Personen auf, in der Mehrzahl Männer. Der jüngste ist Jhg. 1992, der älteste Jhg. 1962 - also immer noch 10 Jahre jünger als ich.
Trotzdem: Wenn ich am 20. für eine Partei stimme, dann für diese. *R.S.*

Montag, 7. Februar 2011

Ausstellung Dagmar Mahlstedt


Die Hamburgerin Dagmar Mahlstedt zeigt vom 6.-27. Februar im Schleusenhaus in Stade, Altländer Str. 2, Bilder unter dem Motto "Art to go ::::: Das kleine Format".
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr.
Die Foto-Collage zeigt die Künstlerin mit ihrer Schwester. *R.S.*

Besuch bei Zomia (2)


Am Samstag luden die WagenbewohnerInnen Nachbarn, Freunde und Interessierte zu einem informellen Treff ein. Ich nahm im gut geheizten Gemeinschafts-Wagen Platz, um mit einigen Zomia-Leuten zu plaudern. Es gab selbstgebackenen Kuchen und warme Getränke. Robert plant, eine Puppenbühne zu bauen. Das interessiert mich als ehemaligen Puppenspiel-Profi natürlich. Er will einen Fahrrad-Anhänger zum Transport von Bühne, Requisiten etc. bauen. Und dann am Straßenrand Auftritte inszenieren. * Ich erinnere mich: Bei einer Gastspielreise ins Wendland machte ich in den 80-er Jahren die Bekanntschaft mit einer Bauwagen-Siedlung, die gerade ein Puppentheater-Projekt startete. Sie spielten aus einem Wagen heraus. Mit von der Partie: Klaus der Geiger, ein sehr lebendiger, begeisterter Straßenmusiker und Alt-68-er Aktivist. Der Kontakt riß seinerzeit schnell wieder ab - ich weiß nicht, was aus den Leuten wurde. *
Vor wenigen Tagen wurde in Wilhelmsburg das Eckhaus Fährstr./Sanitasstr. komplett beschmiert. Ich halte solch eine Aktion, mit denen Unterstützung u.a. für Zomia demonstriert werden soll, für kontraproduktiv. Die anonymen Sympathisanten, die mit Sachbeschädigung und aggressiven Parolen nerven ("Die Stadt wird brennen") sollten überlegen, ob sie so den propagierten Zielen tatsächlich näher kommen. Der Normalbürger wirft Schmiererei und Zomia/Rote Flora leicht in einen Topf - auch wenn die WagenbewohnerInnen selbst nicht wissen, von wem diese "Unterstützung" kommt.
* Gedanken... : Im letzten w.i.r. wurde der Vorwurf erhoben, daß Zomia sich "strategisch" verhalte. Ich halte diese Kritik für dumm. Den Leuten bleibt garnichts anderes übrig, als strate-gisch vorzugehen. Wenn sie auf der Elb-Insel auf Dauer ein Bleiberecht bekommen, wenn sie sich hier verankern wollen, müssen sie Kontakte herstellen und Bündnispartner finden. Ohne Unterstützung durch Insulaner und Initiativen vor Ort dürfte es sehr schwer werden. Nach meiner Einschätzung gibt es seitens Zomia ein Potential, um mit positiven Impulsen das Leben in Wilhelmsburg zu bereichern. *

Samstag, 5. Februar 2011

Wie sauber ist die IBA?


Die IBA versteht sich neuerdings als "Katalysator". Das bedeutet jedoch nicht, daß sie in die KFZ-Branche überwechselt. Im Duden-Fremdwörterbuch findet sich u.a. folgende Beschreibung für einen Katalysator: "Stoff, der durch seine Anwesenheit chemische Reaktionen herbeiführt od. in ihrem Verlauf beeinflusst, selbst aber unverändert bleibt". Im Buch "KREATIVITÄT TRIFFT STADT" (2010) betonen die Autorinnen Klotz und Theis (S. 20): "Entscheidend ... ist auch das Selbstverständnis der IBA, die sich vorrangig als Katalysator, nicht als Projektentwickler versteht".
In dem Artikel "Black Box Kreativität", aus dem ich zitierte, kommt die abgehobene, elitäre Selbstsicht der IBA und maßgeblicher Mitarbeiterinnen deutlich zum Ausdruck. Die IBA tritt machtvoll als verändernder Faktor auf, die unterschiedliche, zum Teil heftige Reaktionen hervorruft. Sie "selbst" bleibt "aber unverändert" (siehe Duden). - Jetzt verstehe ich auch die Arroganz und Abwehr, die ich seitens der Autorinnen erfuhr. Offenbar halten sie es nicht für nötig, mit Wilhelmsburger Bewohnern in einen ernsthaften Dialog oder Diskurs zu treten.
Die Taktik der IBA besteht darin, vollendete Tatsachen zu schaffen - und anschließend zum "Dialog" oder "Diskurs" einzuladen. Auf diese Weise wird ein demokratischer Schein her-gestellt. Es kann nicht ALLES diskutiert und in Frage gestellt werden. Wenn aber, wie durch den Aufsatz "Black Box Kreativität" deutlich wird, ein Monopol aufgebaut und kraft Geld und angemaßter Definitions-Hoheit etwa bzgl. "Kreativität" untermauert wird, kann ich nur hoffen, daß der IBA in Zukunft eine kräftige Brise entgegenweht - aus Argumenten.
Jetzt verstehe ich auch, weshalb es keinerlei Aufbereitung oder kritische Rückschau bei Projekten gibt. Die IBA ist zu sehr mit eigener Image-Pflege und Profilierung beschäftigt, um sich die Mühe zu machen, angeschobene Projekte oder auch sich selber kritisch zu hinterfragen. * R.S. *

Aufruhr im Gemüsebeet


Vor einigen Jahren fand ich das sehr witzige Foto in einer Zeitung. Es veranschaulicht, daß man seinen Protest auch mit Humor zum Ausdruck bringen kann.
Obwohl die Dame und der Herr vermutlich nicht aus Wilhelmsburg sind, paßt ihre Inszenierung gut zur hiesigen Situation. Was geht in Menschen vor, die jahrzehntelang einen Schrebergarten betreiben und nun, zur Image-Förderung der Metropole Hamburg, von IBA bzw. IGS (Internationale GartenSchau) vertrieben werden? *R.S.*