Dienstag, 19. Oktober 2010

Hamburger Kulturpolitik - Friedrich Schirmer


Der "Spiegel" interviewte Friedrich Schirmer zu seinem Rücktritt als Intendant des Hamburger Schauspielhauses. Die ZS wirft ihm vor, das Theater und seine Mitarbeiter im Stich gelassen zu haben. So einfach ist es nicht. Der demonstrative Rückzug macht über die Grenzen dieser Stadt hinweg deutlich, was für eine desaströse Kultur-Politik hier betrieben wird. Nicht Schirmer war eine "markante Fehlentscheidung der Hamburger Kulturpolitik", wie der Maler Daniel Richter behauptet, sondern die Politiker sind inkompetent. In den Hoch-Etagen der Sozio-Kultur sind Karrieredenken und Eitelkeit die wichtigsten Eigenschaften. Die, die das Sagen haben und über Millionen-Etats verfügen, haben längst jeden Kontakt zur Basis verloren. Offenbar brauchen sie ihn auch garnicht - in HH wird (Kultur)Politik über die Köpfe der Leute hinweg gemacht. Frau Welck, Ex-Kultursenatorin, meinte es gut, zumindest war sie nett - und trat zurück, weil die Kosten für die Elb-Philharmonie in einer so irren Weise stiegen, daß davon nicht nur das Schauspielhaus und das Altonaer Theater betroffen sind, sondern auch andere Bereiche, über die niemand ein Wort verliert. - Ich ziehe den Hut vor Herrn Schirmer. Er nimmt erhebliche finanzielle Einbußen in Kauf, und mit seiner Theater-Karriere ist es wohl auch vorbei. Der Mann zeigt, daß es noch andere Werte als kommerziellen Erfolg und Anerkennung um jeden Preis gibt. Schirmer zeigt Charakter - so etwas zählt heute nicht. Vielleicht trägt sein Rücktritt zu einem Umdenken bei. Unzufrieden sind fast alle. Sichtbare Zeichen zu setzen aber trauen sich die wenigsten. R.S.

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